Covenant Protestant Reformed Church
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Psalm 69 und die Lehre vom „freien Angebot" des Evangeliums

Rev. Angus Stewart

 

Teil 1

Im allerersten Satz seines Artikels „Das freie Angebot des Evangeliums" identifiziert John Murray präzise das Schlüsselproblem der Debatte: „Es scheint als sei der eigentliche Punkt in der Auseinandersetzung um das freie Angebot des Evangeliums, ob tatsächlich gesagt werden kann, dass Gott sich die Erlösung aller Menschen wünscht" (Collected Writings, Vol. 4, S. 113).

"Alle Menschen" schließt hierbei Erwählte und Verdammte ein. Über Letztere hat Gott aber „wie es ihm gefällt [...] beschlossen [...] [sie] zu übergehen und sie zum Lob seiner vollkommenen Gerechtigkeit wegen ihrer Sünde zu Schmach und Zorn zu bestimmen" (Westminster Bekenntnis 3:7).

Das "Heil" beinhaltet zweifelsfrei die Segnungen der Gemeinschaft mit Christus: Wiedergeburt, Berufung, Rechtfertigung, Annahme an Kindes statt, Heiligung, Bewahrung und Verherrlichung (Segnungen, die nur den Erwählten zuteil werden, Röm. 8:29-30).

John Murray argumentiert zu Recht: Wenn Gott den Verdammten ein bestimmtes Ende bereiten möchte (den Segen des Heils), muss er ihnen auch die Mittel zu diesem Ziel geben wollen, nämlich Bußfertigkeit und Glauben: „Es läuft auf das Gleiche hinaus sowohl zu sagen, dass ‘Gott sich ihre Erlösung wünscht’ als auch zu sagen, dass ‘Gott sich ihre Buße wünscht’ " (S. 114).

Daher lautet die Frage: Möchte der wahre Gott wirklich die Verdammten retten? Das heißt, möchte Gott die Verdammten mit Christus vereinen und sie erneuern, berufen, rechtfertigen, annehmen, heiligen, bewahren und verherrlichen? Möchte er den Verdammten Bußfertigkeit und Glauben schenken? Was sagt die Schrift dazu?

Matthäus 27:34, 48 und die Parallelstellen in den anderen Evangelien beweisen, dass es Jesus Christus ist, der in Psalm 69 spricht: „Sie gaben mir Essig zu trinken." Anschließend betet Christus einen Fluch gegen die Verdammten oder Nichterwählten (V. 29). Er betet: „Ihre Augen sollen finster werden, daß sie nicht mehr sehen" [V. 24; Erleuchtung oder Wissen ist Teil des Glaubens (Eph. 3:17-19)]. „Füge Schuld zu ihrer Schuld, und laß sie nicht zu deiner Gerechtigkeit gelangen" (V. 28; Gerechtigkeit ist eine Gabe, die in der Rechtfertigung und der Heiligung zuteil wird). Jesus bittet Gott um ihr ewig währendes Verderben: „Gieße deinen Grimm über sie aus, und die Glut deines Zorns erfasse sie" (V. 25). Jesus ist so weit davon entfernt sich die Erlösung der Verdammten zu wünschen, dass er sogar betet, dass sie nicht gerechtfertigt oder geheiligt (V. 28), sondern für ihre Schuld verdammt und nicht verherrlicht werden (V. 25); und, dass sie nicht den Glauben bekommen (V. 24).

Man bedenke, dass dieses Gebet (welches dem Irrtum des „freien Angebots" widerspricht) von den Lippen unseres Erlösers kam, als er am Kreuz hing, während „sie ihm Essig zu trinken gaben" (V. 22).

 

Teil 2

Einige, die am freien Angebot des Evangeliums festhalten stimmen zu, dass Psalm 69 den Willen Jesus Christus’ zeigt die Feinde des Messias zu vernichten. Daher glauben sie, dass Gott sie einerseits verdammen und andererseits retten möchte (was er aber nicht tut). Doch Hiob sagt über Gott: „Was er will, das tut er" (23:13) Wenn schon „ein Mann mit geteiltem Herzen, unbeständig in allen seinen Wegen" ist (Jak. 1:8), was ist dann mit einem Gott, der geteilten Herzens ist und sich zwei widersprüchliche Dinge wünscht? Die Verteidiger des „freien Angebots" antworten dann, dass sich die (angeblichen) "zwei ‘Willen’ Gottes" auf zwei verschiedenen "Ebenen" befinden. Aber Gott hat nur einen Willen und es gibt keine "Ebenen" in ihm, denn er ist Einer und in keinerlei Hinsicht Zwei (5. Mose 6:4).

Diejenigen, die glauben, dass Gott die Verdammten retten will, argumentieren zudem mit dem Gebet Jesu in Lukas 23:34: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!" Aber bezog das die Verdammten mit ein? Einige der Peiniger Jesu haben sich gegen den Heiligen Geist versündigt (Matt. 12:31-32). Gemäß 1. Joh. 5:16 konnte Christus für sie jedoch nicht gebetet haben. Zuvor, in Joh. 11:41-42, hat Jesus gebetet „Vater [...] ich aber weiß, daß du mich allezeit erhörst". Versagte Gott darin Jesu Gebet aus Lukas 23:34 auch nur teilweise zu erhören, obwohl er ihn sonst immer erhört hat? Darüber hinaus hat Christus nur kurze Zeit vor seiner Kreuzigung gesagt, „Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, welche du mir gegeben hast (Joh. 17:9). Die Fürbitte Christi, wie auch sein Erlösungswerk auf dem diese beruht, ist immer bestimmt und wirksam (Röm. 8:34) Sein Gebet aus Lukas 23:34 wurde in der Erlösung des reumütigen Diebes und tausend anderer in Jerusalem erfüllt (Apg. 2:41, 4:4).

Der Christus Gottes will seine Gemeinde retten, diese liebt er und für sie allein ist er gestorben (Eph. 5:25). Die Verdammten möchte er hingegen vernichten (Ps. 69:23-29). Dieser Christus muss gepredigt werden und alle müssen dringend dazu aufgefordert werden, Buße zu tun und an ihn zu glauben.

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