Rev. Ron Hanko
Es ist bedauerlich, dass das Abendmahl, das die Einheit der Familie Gottes symbolisiert, Gegenstand so vieler Spaltungen und Auseinandersetzungen unter den Kirchen ist. Nichtsdestotrotz sind die damit verbundenen Probleme nicht unwichtig.
Hauptsächlich geht es darum, ob und wie Christus im und beim Abendmahl anwesend ist. Unsere Ansicht zu diesem Thema hat einen starken Einfluss darauf, wie wir das Abendmahl gebrauchen: Abergläubisch oder gläubig, sorglos oder vorsichtig. Die verschiedenen Ansichten dazu sind die folgenden.
Die Sichtweise des römischen Katholizismus, Transsubstantiation genannt, lehrt, dass Brot und Wein des Abendmahls durch den Priester in den Leib und das Blut Christi "verwandelt" werden. Diese Ansicht stellt den Glauben hintan, denn alles, was man tun muss, um Christus zu empfangen, ist das Brot zu essen und den Wein zu trinken. Sie legt auch den Grundstein für die Lehre der Messe, denn wenn das Brot, das angeblich nicht mehr Brot, sondern Körper ist, zerbrochen wird, dann wiederholt sich das Opfer Christi von neuem. Messe bedeutet sogar "Opfer".
Die Ansicht der Lutheraner ist die, dass der physische Leib und das physische Blut Christi mit dem Brot und dem Wein gegenwärtig sind. Diese Auffassung, Konsubstantiation genannt, ist der gleichen Kritik ausgesetzt wie der Auffassung des römischen Katholizismus, obwohl sie die Lehre der Masse nicht einschließt. Beide lehren eine physische Gegenart Christi.
Die Sichtweise der meisten Evangelikalen von heute war angeblich auch die Sichtweise des Schweizer Reformators Ulrich Zwingli aus dem 16. Jahrhundert. Diese besagt, dass Christus beim Abendmahl in keiner Weise anwesend ist, sondern dass das Abendmahl nur ein Andenken oder ein Gedächtnis an den Tod Christi sei. Obwohl klarerweise die Irrtümer des Katholizismus und des Luthertums vermeidend, ist diese Ansicht dennoch unbiblisch, wie wir noch sehen werden, und sie erklärt nicht, warum das Abendmahl mit großer Sorgfalt gebraucht werden soll. Wenn das Abendmahl nur ein Andenken wäre, gäbe es keine Notwendigkeit zur Selbstprüfung und keine Angst vor "Verdammnis" (1Kor 11:29).
Die Reformierte Sicht auf das Abendmahl ist die, dass Christus wirklich präsent ist, jedoch geistig und nicht physisch. Er ist, mit anderen Worten, den Kindern Gottes durch ihren Glauben gegenwärtig, hat eine Verbindung mit ihnen und nährt sie durch Glauben mit sich selbst. Er verwendet Brot und Wein, um ihren Glauben auf ihn zu richten. Die reformierte Sichtweise wird ganz deutlich in 1. Korinther 11,29 gelehrt, wo von der "Unterscheidung des Leibes des Herrn" im Abendmahl die Rede ist, und kann ebenfalls aus Jesu Worten abgeleitet werden, als er das Abendmahl stiftete: "Dies ist mein Leib". Nur weil Christus im Abendmahl wirklich anwesend ist, kann ein Mensch sich selbst ein Gericht essen oder trinken, wenn er ohne entsprechende Selbstprüfung isst oder trinkt. Nur weil Christus anwesend ist, kann es im Abendmahl irgend einen Segen geben. Die reformierte Sichtweise, die auch die biblische ist, gibt dem Abendmahl so viel mehr Bedeutung und so viel mehr Nutzen. Dann begegnen und genießen wir im Abendmahl Christus in seiner ganzen Fülle als unseren Retter und Erlöser. So lasst uns es nutzen.
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