Die allgemeine Gnade ist laut ihren Vertretern eine Gnade Gottes, die allgemein ist: eine Gnade von Gott für jedermann, für jeden einzelnen ohne Ausnahme, inklusive der Verworfenen, die weder in Christus erwählt noch erlöst oder wirksam berufen sind. Die Verfechter der allgemeinen Gnade behaupten, dass Gott den Verworfenen gegenüber Gnade, Liebe und Erbarmen zeigt; also genau denjenigen gegenüber, denen Gott in Ewigkeit nicht die Rettung, sondern die Bestrafung gemäß ihrer Sünden vorgesehen hat.
Zwar kursieren viele verschiedene Lehren der allgemeinen Gnade, doch jede Lehrrichtung der allgemeinen Gnade beinhaltet zwei grundlegende Punkte. Erstens, Gott hat eine wohlwollende Einstellung gegenüber den verworfenen Gottlosen und betrachtet sie voller Gnade und Mitleid als Objekte seiner liebevollen Freundlichkeit und seines Erbarmens. Zweitens, alle guten Dinge, die die verworfenen Gottlosen von Gott in diesem Leben erhalten, bekommen sie auf Grund einer Liebe Gottes zu ihnen, als Beweismittel seiner Gnade und seines Wohlwollens und als Beispiele für seinen Segen ihnen gegenüber.
Andere Vertreter der allgemeinen Gnade würden weiter gehen und drittens behaupten, dass Gott Sünden gnädigerweise und innerlich in den Verworfenen zurückhält (entgegen der biblischen Lehre der totalen Verdorbenheit). Viertens, dass Gott sie gnädigerweise und innerlich dazu in die Lage versetzt, Werke zu vollbringen, die teilweise gut in seinen Augen sind (entgegen 1. Mose 6,5; Röm. 3,12).
Andere würden sogar noch weiter gehen und fünftens behaupten, dass Gläubige mit Ungläubigen Freundschaften schließen sollten (entgegen der Wahrheit der Antithese; 1. Mose 3,15; 2. Kor. 6,14-18). Sechstens, Christen sollten mit Nichtchristen in der Schaffung des Königreichs Gottes auf Erden kooperieren (entgegen 2. Chr. 19,2; Joh. 3,3).
Andere fügen dem siebtens hinzu, dass Gott mit den Gottlosen mitfühlt und sozusagen an ihren Gefühlen Anteil nimmt (um sie zu teilen; entgegen Jos. 11,20; Klag. 2,2). Achtens, die meisten Vertreter der allgemeinen Gnade verbinden diese mit dem freien Angebot: ein von ihnen angenommenes ernsthaftes und leidenschaftliches Verlangen Gottes, die Verworfenen zu retten, welchem aber dennoch immer widerstanden wird (entgegen Mat. 11,25-27; Röm. 9,17-18, 21-23).
In den nächsten Ausgaben der Covenant Reformed News werden wir die zwei wesentlichsten Elemente der allgemeinen Gnade (Gott liebt die Verworfenen und gibt ihnen aus dieser Liebe heraus gute Dinge) betrachten, denn sie liegen allen Formen der allgemeinen Gnade zu Grunde und wenn wir diese beiden Elemente als falsch hingestellt haben, fallen all die anderen verschiedenen Theorien der allgemeinen Gnade in sich zusammen. Wir werden uns hierfür nur den Lehren der inspirierten Psalmen zuwenden anstatt zu versuchen, die ganze Schrift dahingehend abzubilden, um unser Feld etwas einzugrenzen.
Wir werden mit Psalm 5,5-7 beginnen: „[5] Denn du bist nicht ein Gott, dem Gesetzlosigkeit gefällt; wer böse ist, darf nicht bei dir wohnen. [6] Die Prahler bestehen nicht vor deinen Augen; du haßt alle Übeltäter. [7] Du vertilgst die Lügner; den Blutgierigen und Falschen verabscheut der Herr."
Beachte Gottes Einstellung gegenüber den Gottlosen: Hass (6) und Abscheu (7). Jehovas Hass und Abscheu gilt nicht nur der Sünde, sondern auch dem Sünder: „du haßt alle Übeltäter" (6) und „den Blutgierigen und Falschen verabscheut der Herr (7). Mehr noch, es geht nicht nur um einige besonders schlimme Sünder, Gott „haßt alle Übeltäter" (6). Gott liebt nicht den verworfenen Sünder, hasst jedoch seine Sünden; er hasst die Sünde und den Sünder (6-7).
Der Grund für Gottes Hass und Abscheu den verworfenen Sündern gegenüber, liegt in ihrer absoluten moralischen Verderbtheit oder totalen Verdorbenheit. Psalm 5 gebraucht Wörter wie „Gesetzlosigkeit", „böse", „Übeltäter", „Blutgierige" und „Falsche", um die Gottlosen zu beschreiben. Psalm 5,10 — in Römer 3,13 als Beweis der totalen Verderbtheit aller gefallenen Sünder außerhalb von Jesus Christus zitiert — fügt hinzu: „in ihrem Mund ist nichts Zuverlässiges; ihr Inneres ist [voll] Bosheit, ihr Rachen ein offenes Grab". Da Gott der Gott ist, der er ist — gerecht, heilig und rechtschaffen — und da der Mensch total verdorben ist, hasst Gott die Übeltäter außerhalb von Christus: „ Denn du bist nicht ein Gott, dem Gesetzlosigkeit gefällt; wer böse ist, darf nicht bei dir wohnen. Die Prahler bestehen nicht vor deinen Augen; du haßt alle Übeltäter" (Ps. 5,5-6).
Was ist also mit der Theorie der allgemeinen Gnade? Gemäß der allgemeinen Gnade liebt Gott die verworfenen Übeltäter. Gemäß Psalm 5 hasst Gott die verworfenen Übeltäter. Was wirst du glauben?
Vielleicht denkst du, dass dies zu heftig und eine „harte Rede" ist, aber Psalm 5 ist die Stimme Gottes. Es ist die heilige Schrift, inspiriert vom Heiligen Geist und die Worte von Jesus Christus, der durch die Propheten des Alten Testaments gesprochen hat (1. Petrus 1,11). Gemäß seines Titels ist Psalm 5 von David verfasst worden, dem lieblichen Psalmdichter von Israel (2. Sam. 23,1) und dem Mann nach dem Herzen Gottes (1. Sam. 13,14). Psalm 5,5-7 gehen direkt Davids von Herzen kommende Bitten an seinen Gott voraus (2-4), gefolgt von Davids Beschluss anzubeten: „Ich aber darf durch deine große Gnade eingehen in dein Haus; ich will anbeten, zu deinem heiligen Tempel gewandt, in Ehrfurcht vor dir" (8). Die Wahrheit von Gottes Hass den Gottlosen gegenüber (5-7) hindert David nicht am Gebet oder der Verehrung Gottes, sondern hilft ihm im Gebet (2-4) und in der Verehrung (8).
David, der Mann nach dem Herzen Gottes, bekennt die bestimmte Gnade und „Barmherzigkeit" ihm und allen Heiligen (8), aber nicht den Gottlosen gegenüber, die Gott hasst (6). Gott betrachtet die „Gerechten" mit „Gnade" und verheißt, sie zu „segnen" (13), wohingegen er die Gottlosen verabscheut (7). Psalm 5 lehrt nicht die universelle Liebe Gottes allen gegenüber, sondern eine bestimmte Liebe Gottes seinem erwählten Volk gegenüber und einen heiligen Hass gegenüber den verworfenen Übeltätern (5-7). Psalm 5 verneint die allgemeine Gnade und lehrt eine nicht allgemeine Gnade.
Nächstes Mal werden wir weitere Psalmen gegen die allgemeine Gnade betrachten, so Gott will. Rev. Stewart
Frage: „Sind Kinder im Gnadenbund auch was die Taufe angeht betroffen oder nur die erwählten Mitglieder nach der Bekehrung? Mit wem wurde der Bund der Werke geschlossen? Der sichtbaren oder nicht sichtbaren Gemeinde? Wie spielt das alles zusammen?"
Mit dieser Frage habe ich mich bereits in vorherigen Artikeln befasst und betont, dass Gott sein Volk in der Linie von Generationen rettet: Gläubige und ihre Nachkommen. Kinder werden nicht durch die Taufe gerettet (in den Bund gebracht); sie werden auch nicht durch die Bekehrung in den Bund eingeschlossen, wenn sie das Erwachsenenalter erreichen; sie werden aus Gnade und souverän von frühester Kindheit an in den Bund eingeschlossen.
Nichtsdestotrotz ist es wahr, dass nicht alle Kinder von Gläubigen gerettet werden; Gottes souveräner Beschluss der Erwählung und Verwerfung zieht sich durch die Linie des Bundes. Wir haben die Verheißung, dass Gott die Gemeinde aus der Mitte unserer Kinder aufziehen wird, aber wir haben keine Verheißung darüber, dass Gott alle unsere leiblichen Kinder retten wird.
In einem gewissen Sinn werden bestimmte Privilegien denjenigen innerhalb der Linie des Bundes zuteil, die zwar nicht gerettet sind, jedoch das Evangelium hören und das Zeichen der Taufe erhalten. Paulus spricht in Römer 9 davon, wenn er sich auf diejenigen im Alten Testament bezieht, die in der Linie des Bundes geboren wurden. Er schreibt, dass er große Traurigkeit in seinem Herzen für seine Landsmänner fühlt, die Christus zurückgewiesen haben und spricht von ihnen als denjenigen,„die Israeliten sind, denen die Sohnschaft und die Herrlichkeit und die Bündnisse gehören und die Gesetzgebung und der Gottesdienst und die Verheißungen; ihnen gehören auch die Väter an, und von ihnen stammt dem Fleisch nach der Christus, der über alle ist, hochgelobter Gott in Ewigkeit. Amen!" (Röm. 9,4-5).
So erhalten auch alle, die in der Linie des Bundes geboren werden spezielle Privilegien: ein christliches zu Hause mit gläubigen Eltern, eine christliche Ausbildung in christlichen Schulen, eine Gemeinde, in der sie die Predigt hören und im Katechismus unterrichtet werden, die Gemeinschaft mit gläubigen Heiligen etc. Wenn sie diesen Privilegien den Rücken zukehren, wird ihre Strafe größer sein als die Strafe der Heiden, die Privilegien dieser Art nicht erhalten haben.
Mit der Verkündigung des Evangeliums ist es nicht anders. Den Hörern des Evangeliums werden bestimmte Privilegien zuteil, die in der Verkündigung enthalten sind, denn sie sind ein Teil der manifestierten Gemeinde hier auf Erden, erfahren die Gemeinschaft der Heiligen, werden in der Wahrheit Gottes gelehrt und sind wie Hebräer 6,4-5 sie beschreibt. Doch wenn sie das Evangelium zurückweisen, werden sie für ihre Sünden mehr zur Verantwortung gezogen als die Heiden, die das Evangelium nie gehört haben. Wem viel gegeben ist, von dem wird auch viel gefordert werden (Lukas 12,48).
Wir können diese Sache aus zwei Blickwinkeln betrachten.
Einmal aus unserer Sicht: Wenn wir in der Linie des Bundes geboren und getauft werden, die Verkündigung hören, zu Hause, in der Kirche und in der Schule christlich erzogen werden und dennoch all dem den Rücken kehren, wird Gottes Gericht furchtbar sein. In der Tat wird es für Sodom und Gomorra und für Tyrus und Sidon erträglicher sein als für uns (Mat. 11,21-24).
Doch wir müssen auf die ganze Angelegenheit auch aus Gottes Sicht blicken. Gott ist immer souverän. Sowohl von der Taufe als auch von der Verkündigung des Evangeliums ist wahr, dass es ein zweischneidiges Schwert ist, das schneidet und trennt. Erwählung und Verwerfung kontrollieren und bestimmen, wer wahrhaft zum Bund gehört und wer nicht. Und diese souveräne Bestimmung, in der Vorherbestimmung wurzelnd, wird von Gott durch das Predigen des Evangeliums und den Sakramenten gewirkt, die das Evangelium begleiten. Gott rettet durch die Mittel des Wortes und der Sakramente, doch er verhärtet auch auf genau diese Weise.
Während die Schrift lehrt, dass nur die Erwählten wirklich zum Bund gehören, gehören viel mehr der historischen Administration des Bundes an. Viel mehr als die Erwählten gehören zur sichtbaren Gemeinde und viel mehr gehören deshalb der historischen Administration des Gnadenbundes an. Das Fangnetz der Verkündigung fängt guten und schlechten Fisch (Mat. 13,47-50). Das Feld der Welt birgt guten Samen und Unkraut in sich (24-30, 36-43).
Wir wollen einige Illustrationen aus der Schöpfung verwenden, um den Punkt klarer zu machen. Die historische Erscheinungsform von Gottes Gnadenbund ist wie ein gewaltiger Fluss, der durch die Geschichte fließt. Lasst uns das konkrete Beispiel des Amazonas in Südamerika nehmen. Es soll die historische Erscheinungsform von Gottes Wirken im Bund veranschaulichen. Während der Fluss durch den Dschungel Brasiliens fließt, fließen andere Flüsse in ihn und werden zu einem Teil des Amazonas. Diese Zuflüsse verlieren ihre Individualität, wenn sie Teil des Amazonas werden. So werden im Laufe der Geschichte durch die Missionsarbeit der Kirche neue Generationen in den Bund gebracht. Diese Generationen verlieren ihre ehemalige Identität und werden ein Teil von Gottes Bund.
Gleichzeitig erreicht ein Teil des Flusswassers niemals seine Mündung. Es verdampft durch die Hitze der Sonne, wird ans Ufer gespült, wird dem Fluss durch Bewässerungssysteme entnommen und fängt sich in Strudeln und Wirbeln. Dadurch wird das Wasser vom Fluss getrennt, und obwohl es für einige Zeit Teil des Flusses gewesen ist, gehört es nicht mehr zu ihm. So auch in Gottes Bund, viele werden in der Linie des Bundes geboren, doch sie werden aus dem Bund durch Gottes Bestimmung und ihren eigenen Unglauben gelöscht.
Nur wenn Gottes Bund wie ein Fluss die Ewigkeit erreicht, werden die Erwählten in die vollkommene Verwirklichung von Gottes ewig währendem Gnadenbund mit seinem Volk gebracht.
Das Bild eines Weizenfeldes ist hierfür auch passend. Das Weizenfeld ist die historische Erscheinungsform von Gottes Bund. In ihm ist sowohl Weizen als auch Unkraut vorhanden. Auf dieses Feld scheint die Sonne und fällt der Regen; die Nährstoffe des Düngers bringen den Weizen zum Wachsen als Weizen, doch auch das Unkraut zum Wachsen als Unkraut (Heb. 6,7-8). Nur in der Erntezeit werden die Weizenkörner vom Unkraut getrennt (Mat. 13,40-43). Doch nur ein in Bezug auf Landwirtschaft völlig unverständiger Mann, würde das Weizenfeld eines Bauern als ein „Unkrautfeld" bezeichnen, nur weil er einige Disteln darin entdeckt hat. Es bleibt ein Weizenfeld und es als etwas anderes zu bezeichnen ist abwertend. So ist auch der Bund, Gottes Bund und die dazugehörigen Menschen sind Gottes Bundesvolk, auch wenn sich gottlose Menschen in ihm befinden. Die Bezeichnung liegt im Einklang mit seinem Zweck. Ein Weizenfeld ist ein Weizenfeld, weil die Absicht des Farmers darin besteht, Weizen wachsen zu lassen. Gottes Bund ist Gottes Bund, auch wenn sich Gottlose in seiner historischen Erscheinungsform befinden, weil Gottes Absicht darin besteht sein erwähltes Bundesvolk zu retten. Prof. Hanko
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