Ronald Hanko
Der Kern der christlichen Religion besteht darin, Gott zu kennen. Ihn zu kennen ist der Zweck des Christentums, dessen höchstes Ziel und Bestreben und größter Segen. Wie Jesus in Joh. 17,3 sagt bedeutet es ewiges Leben.
Diese Erkenntnis Gottes, ist die einzig wahre Erkenntnis. Wir können ohne ihn und außerhalb von ihm nicht einmal uns selbst erkennen. Dies ist nicht nur wahr, weil wir Sünder sind, deren Herzen falsch und verdorben sind (Jer. 17,9), sondern auch, weil wir von Gott geschaffen wurden, um in einer Beziehung zu ihm zu leben (Ps. 30,5). Ohne ihn können wir nicht wissen wer und was wir sind.
Selbst unsere Werke werden in Beziehung zu Gott gesetzt und an ihm gemessen. Jemand kann nicht wissen, ob seine Taten und Worte gut oder schlecht sind, es sei denn durch den Vergleich mit dem Maßstab, den Gottes eigene perfekte Heiligkeit setzt. Das erklärt, warum nur wenige moralische Richtlinien in unserer heutigen Gesellschaft übrig geblieben sind. Selbst die Mehrheit derjenigen, die irgendeine Art von Religion ausübt, kennt Gott nicht. In ihrer Unkenntnis Gottes, besitzen sie keine moralischen Maßstäbe.
Gott zu kennen bedeutet nicht nur, den Kopf voller Glaubenslehren oder Fakten über Gott zu haben, selbst wenn dies biblische Fakten oder Wahrheiten sind. Das heißt nicht, dass die Glaubenslehren betreffs Gottes unwichtig sind. Wissen ist ein Teil des Glaubens und ohne es ist der Glaube nichts. Man kann nicht behaupten an einen Gott zu glauben, von dem man nichts weiß. Dennoch beinhaltet das Wissen über Gott mehr – so viel mehr, dass es möglich ist auf einer intellektuellen Basis zu wissen was die Bibel über Gott lehrt – einem womöglich als Kind die Lehre von Gott wie sie in der Schrift zu finden ist beigebracht wurde – und dennoch Gott nicht zu kennen.
Das Wissen von Gott hat auch etwas mit Erfahrung zu tun. Gott ist so groß, dass man ihn nicht durch bloße Denktätigkeiten oder intellektuelle Bemühungen kennen kann. Man muss ihm begegnet sein, ihn gehört haben, mit ihm gegangen sein und ihn kennen wie ein Mann seinen Freund kennt. Tatsächlich, wenn die Schrift vom Kennen Gottes spricht, ist das Wort kennen synonym zu lieben. So wie die Schrift vom Kennen des Mannes seiner Frau spricht, um die liebevollen Innigkeiten der Ehe zu beschreiben, so spricht die Schrift auch vom Kennen Gottes. Ihn nicht zu lieben heißt, ihn nicht zu kennen – nicht wahrhaft zu kennen.
Daher heißt Gott zu kennen, sich an ihm zu freuen, an ihm Gefallen zu finden und ihm zu gehorchen. Er ist so wunderbar in seiner Gnade, seinem Erbarmen und seiner Majestät, dass es für jemanden, der Gott nicht liebt und sich nicht an ihm erfreut, unmöglich ist zu behaupten, dass er Gott kennt. Diese Person weist ihn zurück, kehrt ihm den Rücken zu, hasst ihn und zeigt, dass sie Gott in Wirklichkeit überhaupt nicht kennt, trotz der Tatsache, dass sie wohl wissen mag was die Bibel über Gott sagt. Der Verstand dieser Person ist verblendet und ihr Herz verhärtet.
Kennst du Gott in dieser wahren Bedeutung des Wortes? Zeigst du jeden Tag aufs Neue, dass er deine größte Freude und Kostbarkeit ist? Liebst du ihn und seine Herrlichkeit von ganzem Herzen und mit all deiner Kraft? Erfreust du dich an ihm, gehorchst du ihm?
aus: Ronald Hanko, 2004: Doctrine According to Godliness. A Primer of Reformed Doctrine, S. 27f.
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