David Engelsma
Das Ubel unbiblischer Scheidung und der Wiederverheiratung, die ihr fast ausnahmslos folgt, ist in Reformierten Kirchen weitverbreitet. Viele Kirchen dulden still diese grosse Verderbtheit gegen Gott und den Nächsten. Viele anderen verteidigen sie öffentlich.
Verschiedene Faktore tragen bei. Ein bedeutender Faktor ist die Anpassung der Kirchen zur Welt. In diesen letzten Tagen werden die Kirchen weltlich, wie es Christus vorher warnte. Deshalb vermehrt sich die Gesetzwidrigkeit sowohl unter den Mitgliedern als auch im Institut selbst. "Und weil die Gesetzwidrigkeit überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten" (Matt. 24:12, griechischer Text).
An der Wurzel des Skandals liegt die Weigerung der Kirchen, die Ehe als ein lebenslanges unverbrüchliches Band zu betrachten, welches Gott zwischen einem Mann und einer Frau aufrichtet. Nachdem sie diese grundlegende Wahrheit bezüglich der Ehe kompromittiert haben, haben sogar jene Kirchen, die vorher versucht haben, das Recht auf die Wiederverheiratung auf die "unschuldige Partei" einzuschränken, dem Druck nachgegeben, die Wiederverheiratung aller und jeder Geschiedenen einschliesslich der schuldigen Partei, zu genehmigen. Dies folgt notwendigerweise daraus, wenn der "unschuldigen Partei" das Recht auf die Wiederverheiratung gewährt wird. Denn, wenn die "unschuldige Partei" wieder heiraten darf, muss es sein, weil ihre ursprüngliche Ehe aufgelöst worden ist. Wenn die ursprüngliche Ehe aufgelöst worden ist, ist sie nicht nur für die "unschuldige Partei" sondern auch für die schuldige Partei aufgelöst worden. Und wenn die Ehe der schuldigen Partei aufgelöst ist, darf sie wieder heiraten, genauso wie jede unverheiratete Person frei ist zu heiraten. Die Kirche darf es nicht verbieten. Die Kirche darf die Mitgliedschaft der schuldigen Partei wenigstens nicht einfach aufgrund der Wiederverheiratung ablehnen.
Die Epidemie der Scheidung und der Wiederverheiratung unter ihren Mitgliedern und insbesonders die skandalöse Anwesenheit am Abendmahl vieler, die sich ungerecht scheiden liessen und dann wieder heirateten, sollte die Kirchen dazu treiben, ihre Lehre von der Ehe noch einmal zu überdenken. Genau sollte dieses Ubel den Kirchen zwingen, ernst darüber zu denken, ob die Ehe doch kein lebenslanges von Gott aufgerichtetes Band ist, welches niemand und nichts auflösen kann, solange die beiden leben.
Anstatt dessen betrachten die Kirchen immer mehr die Ehe, wenn nicht in der Theorie dann doch in der Praxis als ein Vertrag, der von den verheirateten Personen von beiden Seiten aufgesetzt und geschlossen wird. Sie ist von ihrem Belieben abhängig. Als Vertrag mit Vorbehalt, kann er von einem und beiden gebrochen werden. In diesem Fall wird die Ehe ausser Kraft gesetzt. Es ist als ob sie nie existierte. Beide schliessen einen neuen Vertrag mit anderen Parteien. Ad infinitum. Ad nauseam.
Eine feige Kirche segnet begeistert jeden neuen Vertrag und genehmigt pflichtsbewusst das Brechen der alten Verträge.
Welche Rolle der grosse Gott des Himmels und der Erde bei diesem Missbrauch seiner heiligen Verordnung mitspielt, ist ein Rätsel. Seine Rolle scheint, leutselig das ausser Kraft Setzen jedes alten Vertrages für gültig zu erklären und nachgiebig jeden neuen Vertrag zu ratifizieren. Was auch immer dem Willen und dem Gutdünken der Männer und Frauen passt, die sich scheiden lassen und dann wieder heiraten, gibt er seine Zustimmung dazu. Der Gott der Lehre und der Praxis der Ehe vieler evangelischen und Reformierten Kirchen ähnelt nichts näher als eine "Grosse Nase aus Wachs" im Himmel.
Es gibt keine Entschuldigung für die Zurückweisung der Kirchen der Wahrheit, dass die Ehe ein von Gott aufgerichtetes Band ist. Das Zeugnis der Schrift ist klar und zwingend. Ein Kind kann es erkennen. Der klügste Theologe kann keine alternative Erklärung dafür finden. Bei der Einrichtung der Ehe am Anfang beschrieb das Wort Gottes das Wesen der Ehe dadurch, dass der Mann seinem Weibe in einer aus einem Fleisch bestehenden Einheit anhängt (I Mose 2:24). Wo war denn der Vertrag im Garten? Wo war der Vertrag mit Vorbehalt, der die mögliche Auflösung der Ehe andeutete? Die Ehe ist durch die eigene Bestimmung und Verwirklichung Gottes ein Band, eine herrlich intime Einheit. Diese Einheit ist so eng – ein Fleisch – dass die Fragen aufgeworfen sind: "Kann diese Einheit aufgelöst werden? Wer oder was könnte möglicherweise diejenigen, die Gott zusammengefügt hat, wieder zwei machen?"
Indem er an die Einrichtung der Ehe und spezifisch an die Worte von I Mose 2:24 appellierte, welche die Ehe als ein Band beschreiben (mit genau dem Ziel, die Scheidung zu verbieten!), verschärfte und verstärke Jesus die biblische Offenbarung, dass die Ehe ein von Gott gebildetes Band ist: "Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden" (Matt. 19:6). Im wesentlichen ist die Ehe das Zusammenfügen Gottes eines Mannes und einer Frau in ein Fleisch. Sie ist ein Band. In der autoritativen Lehre Jesu bezüglich der Ehe gibt es für die Idee keinen Platz, dass die Ehe ein menschlicher Vertrag sei, auch nicht wenn es dem Gott erlaubt ist, über die Schulter des einen Vertrag schliessenden Paares hinüberzustarren, um den Handel zu ratfizieren.
Der Apostel Christi brachte dasselbe bei und hat es in allen Gemeinden verordnet: "Eine Frau ist gebunden, solange ihr Mann lebt; wenn aber ihr man entschläft (stirbt), ist sie frei, zu heiraten, welchen sie will, nur dass es im Herrn geschehe" (I Kor. 7:39). Das Punkt jetzt ist nicht, dass das Band nur durch den Tod gebrochen wird (was das Vers in Worten beibringt, die nicht missverstanden werden können), sondern, dass die Ehe ein Band und ein Binden ist. Verheiratet zu sein ist gebunden zu sein. Das Bindende ist das Gesetz, d.h., das lebendige Wort Gottes. Von einem Vertrag weiss der Apostel absolut nichts.
Die Alternative zu der Ansicht, dass die Ehe ein Band ist, ist die Idee, dass die Ehe ein Vertrag ist. James Fitzjames Stephen hatte recht in seiner Debatte mit John Stuart Mill, als er die Alternativen so ausdrückte: "[Ist die Ehe] eine göttliche unauflösliche vom Paterfamilias beherrschte Verbindnung oder ist sie eine vertragliche Einheit, die durch die Willen der Parteien beherrscht und aufgelöst wird?" (John Witte, Jr., Von Sakrament bis Vertrag: Die Ehe, die Religion, und das Gesetz in der Westlichen Tradition, Westminster John Knox Presse, 1997, p. 198).
Allerlei Theorie, dass die Ehe ein Vertrag ist, zertrümmert auf Epheser 5:22 ff. Ist das Verhältnis zwischen meinem Kopf und meinem Körper ein Vertrag? Haben sich mein Kopf und mein Körper geeinigt, mit Vorbehalt zum gegenseitigen Vorteil und Belieben oder sogar für das ganze Leben zusammenzuleben? Ist es ein Teil ihres "Zusammenlebens" und ihrer Kooperation, dass, wenn eines der beiden es versäumt, seine Pflichte zu erfüllen, das andere das Verhältnis abbrechen darf, um einen anderen angenehmeren Kopf oder Körper zu finden? Wenn der Kopf senil wird, darf der Körper den Kopf verlassen, um sich an einem anderen Kopf zu befestigen? Wenn der Körper gelähmt wird, darf der Kopf das Verhältnis auflösen?
Können sie ihre Einheit auflösen?
Unsinn, sagen sie.
Und sie haben recht.
Kein Narr stellt das Verhältnis zwischen einem körperlichen Kopf und Körper als einen Vertrag dar. Das Verhältnis ist ein erstaunliches, enges, letzlich mysteriöses Band, das vom Schöpfer bei der Schöpfung jedes aufgerichtet ist, der an einer menschlichen Natur teilhat. Das Band ist so, dass der Kopf und der Körper, obwohl sie verschieden sind, einer sind.
Aber nun beschreibt der vom Heiligen Geist inspirierte Apostel das Verhältnis zwischen einem Ehemann und seiner Ehefrau genau als das zwischen dem Kopf und dem Körper; "der Mann ist des Weibes Haupt" (v. 23); "so sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib" (v. 28). Nicht mehr als das Verhältnis des Kopfes und des Körpers ist das Verhältnis zwischen dem Ehemann und der Ehefrau ein Vertrag. Ebensoviel wie das Verhältnis zwischen dem Kopf und dem Körper ist, ist die Ehe ein Band intimer Gemeinschaft, in welcher die zwei ein Leben gemeinsam haben.
Sogar ist nicht dies in Epheser 5 das überzeugendste Zeugnis gegen die Theorie der Ehe als ein steriler zerbrechlicher Vertrag und für die fruchtbare solide Lehre der Ehe als ein Band. Das am überzeugendste Zeugnis ist die Lehre des Apostels, dass die irdische Ehe das Verhältnis zwischen Christi und seiner Kirche symbolisiert. Wenn die irdische Ehe lediglich ein Vertrag ist, dessen Weiterbestehen auf Bedingungen abhängt, die vom Mann und von der Frau gegenseitig erfüllt werden, dann ist das Verhältnis zwischen Christi und der Kirche auch so. Wenn die irdische Ehe von einer und der anderen der zwei Parteien nach ihrem Willen und Gutdünken oder sogar durch ihre oder seine Sünde aufgelöst werden kann, dann kann der Bund zwischen Christi und seiner Kirche nach dem Willen Christi oder durch die Sünde der Kirche auch aufgelöst werden. Und dann ist eine Wiederverheiratung wenigstens seitens Christi möglich.
Vor einigen Jahren sagte mir eine liebe Schwester, die nicht damals von allem Protestantischen Reformierten (PRC) begeistert war: "Das Beste, was es den PRC geht, ist ihr Standpunkt auf die Ehe." Sie war nicht so sehr weit von der Wahrheit entfernt. Denn zusätzlich dessen, dass sie ein Segen für viele Familien – und für die Kirche, die aus diesen Familien besteht – ist, dient die Lehre bezüglich der Ehe eines lebenslangen unauflöslichen Bandes dem Evangelium der Gnade. Und dieses grossartige Evangelium, dass der Bund ein Band der Freundschaft zwischen Christi und uns ist, das von dem dreieinigen Gott durch reine einseitige bedingungslose Gnade aufgerichtet, aufrechterhalten und vervollkommen wird, und deshalb unverbrüchlich und ewig bestehend ist, ist das "Beste" in den PRC, da es das "Beste" in der Bibel ist.
Im Tage (und Gott in seiner Gnade behüte das!) wenn die PRC dem Druck der Welt nachgeben, die ja stark ist, und zum Begehren ihrer eigenen Mitglieder kapitulieren, die auch ja aufgrund der schwierigen Umstände in unseren Ehen und in den Ehen unserer Kinder stark ist, und die Wiederverheiratung gestatten; in jenem Tage werden sie die Ehe als ein Band zurückweisen. Und genau in jenem Tage werden sie einer Lehre des Bundes als ein Vertrag – als ein vorbehaltlicher verbrüchlicher Vertrag - verpflichet sein.
Aufgrund Epheser 5:3-32.
Die Ehe ist ein Band. Gott der Schöpfer machte sie so. So machte er sie der Erlösten willen und seines eigenen Bundes willen als Erlöser.
Die Frage ist denn: Kann das Band gebrochen werden, und wenn ja, von wem?
Gott muss diese Frage beantworten. Die Ehe ist seine Einrichtung. Er hat jedes Band der Ehe als mit seiner eigenen Hand gebildet. Die Männer und die Frauen dürfen hier nicht sprechen. Alle müssen das Wort Gottes zuhören. Dann müssen sie sich bekennen, was Gott gesagt hat. Sie dürfen nicht beachten, was die Welt sagt. Sie dürfen die Antwort nicht beachten, die durch ihre eigenen Umständen oder die Umstände derjenigen, die sie lieben, plädiert wird.
Die Antwort Gottes, die in der Heiligen Schrift gegeben wird, ist klar und deutlich.
Die irdische Ehe kann aufgelöst werden. Sie kann nur von Gott selbst aufgelöst werden. Er löst sie durch den Tod einer der verheirateten Personen auf (I Kor. 7:39).
Die Unzucht seitens eines Ehemannes oder einer Ehefrau kann das Band so belasten, dass eine Scheidung im Sinne einer völligen, gesetzlichen Trennung erlaubt ist. Aber auch dann wird das Band nicht gebrochen, so dass die Wiederverheiratung erlaubt ist (Matt. 19:9; I Kor. 7:10-11).
Nur der Tod einer der verheirateten Personen löst das Band auf, denn das Band ist übermenschlich stark: "ein Fleisch" durch das Zusammenfügen des Allmächtigen.
Die Ehe: ein lebenslanges Band impliziert "Die Ehe: eine Berufung."
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