Rev. Martyn McGeown
Besuchern der „Ballymena Show“ ist wahrscheinlich die dortige Präsenz der Living Rivers Gemeinde aufgefallen. Geworben wird dort mit dem Motto "Releasing the Winner in You" („Den Gewinner in Dir wecken“), mit Ballons, Unterhaltung in Form eines als Bär verkleideten Mannes und einer DVD über die „Superheroes“ („Superhelden“), die Kinderveranstaltung der Gemeinde.
Jesus Christus selbst sagt uns: „Richtet nicht nach dem Augenschein, sondern fällt ein gerechtes Urteil!“ (Joh 7,24). Dem nachzukommen bedeutet, die Geister zu prüfen (1Joh 4,1), täglich in der Schrift zu forschen, „ob es sich so verhalte“ (Apg 17,11) und uns nach dem „Gesetz“ und dem „Zeugnis“ (Jes 8,20) zu richten. Das ist deswegen wichtig, weil die Bibel uns davor warnt, dass es viele falsche Propheten geben wird (Mt 24,24; Apg 20,29-30; 2Kor 11,4; Gal. 1,6-9; Eph 4,14; 2Pet 2,1; Jud 4).
Die Leiter der Living Rivers Gemeinde sind die Pastoren Paul und Karen Brady. Die Bibel erlaubt jedoch „einer Frau nicht, zu lehren, noch über den Mann zu herrschen“ (1Tim 2,12).
Laut der Webseite der Living Rivers Gemeinde behauptet Pastor Brady, eine „mächtige“ und „prophetische“ „Salbung“ zu haben. Auch habe er vom Heiligen Geist die Anweisung erhalten, dass ihre Gemeinde „Living Rivers“ („Lebendige Flüsse“) genannt werden solle. Das kann allein deshalb schon nicht stimmen, weil Gott keine neuen Offenbarungen mehr gibt – die Bibel ist vollständig und ausreichend (2Tim 3,16-17; Hebr 1,1-2).
Artikel 8 des Glaubensbekenntnisses der Living Rivers Gemeinde lautet wie folgt:
Wir glauben an die Wassertaufe durch vollständiges Untertauchen, an die von der Wiedergeburt zu unterscheidende Taufe mit dem Heiligen Geist, an das Zungenreden, so wie der Heilige Geist es eingibt (Apg 2,4), an die Gaben des Geistes und an den Beweis der Früchte des Geistes. Wir glauben, dass sie alle den Gläubigen heute zur Verfügung stehen.
Mit anderen Worten: Die Living Rivers Gemeinde ist eine Pfingst- oder Charismatische Gemeinde. Und wo Gleichgültigkeit gegenüber systematischer Lehre herrscht und der Großteil dessen, was die Schrift lehrt, ignoriert wird, kann die Charismatik gut gedeihen. Charismatiker betonen stets die Bedeutung des Geistes Gottes, doch das was sie tun und das was sie lehren, lässt auf einen gänzlich anderen Geist als den „Geist der Wahrheit“ (Joh 16,13) schließen.
Die Aufgabe des Heiligen Geistes ist es, Christus zu verherrlichen (Joh 16,14), denn „er wird nicht aus sich selbst reden“ (16,13). Indem sie den Heiligen Geist ins Rampenlicht stellen, betrüben ihn die Charismatiker, denn Christus wird nicht verherrlicht.
Hier einige Werke des Heiligen Geistes:
Er inspirierte die Propheten und Apostel, die Heilige Schrift zu verfassen (Joh 14,26; 2Tim 3,16-17; 2Pet 1:21) und „leitet“ uns damit „in alle Wahrheit“ (Joh 16,13).
Er überführt die „Welt […] von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht.“ (Joh 16,8)
Er gibt auserwählten Sündern, die „tot [waren] durch Übertretungen und Sünden“ neues Leben (Eph 2,1), indem er die Wiedergeburt schenkt (Joh 3,8).
Er schafft im Volk Gottes Frucht der Gerechtigkeit (Gal. 5,22-23).
Er tröstet (Joh 14,16), hilft (Röm 8,26) und heiligt (1Pet 1,2) Gläubige.
Über solche „gewöhnlichen“ Werke des Geistes rümpft man in charismatischen Kreisen die Nase, denn dort sucht man das Spektakuläre. Die inspirierte, Heilige Schrift muss hinter „neuen Offenbarungen“ zurücktreten, auch wenn ihr diese Offenbarungen direkt widersprechen. Die überführende Kraft der Heiligen Geistes wird geleugnet. Stattdessen werden die Menschen durch allerlei manipulative Tricks, die auf den „freien Willen“ abzielen, dazu gebracht, Jesus anzunehmen. Die Wiedergeburt wird gemeinhin als Folge davon bezeichnet, dass jemand „Jesus ins Herz einlädt“ – statt als Werk des Heiligen Geistes, der in seiner Souveränität „weht, wo er will“ (Joh 3,8). Das Zeugnis der Schrift, wonach die Wiedergeburt „nicht aus Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott“ (Joh 1,13) kommt, wird ignoriert oder zurückgewiesen - denn die meisten Charismatiker glauben nicht, dass Gott uns „gezeugt [hat] nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit.“ (Jak 1,18).
Die Charismatiker – und dazu gehört auch die Living Rivers Gemeinde – lehren, dass es sich bei der „Taufe mit dem Heiligen Geist“ um eine der Bekehrung zeitlich nachgelagerte Erfahrung handelt, die für das „volle“ Leben als Christ unabdingbar ist. Diese „Taufe“ nicht zu erfahren bedeutet, sozusagen ein normaler, gewöhnlicher Christ zu bleiben, dem geistlich etwas fehlt. Der Beweis, dass man diese Taufe erfahren habe, sei das Zungenreden. Die Heilige Schrift spricht aber nicht von zwei Taufen – einer „unbedeutenderen“ Taufe (die Wiedergeburt) und einer zweiten, bedeutenderen Taufe. Vielmehr gibt es nur „eine Taufe“ (Eph 4,5), die auch nur einmal stattfindet: Eine Taufe durch den Heiligen Geist in Jesus Christus und seinen Leib (1Kor 12,13), angezeigt durch die Wassertaufe. Pfingsten, mit seinen Besonderheiten, die in der Apostelgeschichte zu lesen sind, war ein einmaliges Ereignis. Pfingsten war die Ausgießung des Heiligen Geistes auf die neutestamentliche Gemeinde (Apg 2). Der Geist wurde mehrere Male in der Apostelgeschichte ausgegossen um anzuzeigen, dass die Samariter (8,14-17), die Heiden (10,44-48; 11,15-18) und die Jünger von Johannes dem Täufer (19,2-6) jeweils in die eine, heilige, weltweite, apostolische Gemeinde Jesu Christi aufgenommen wurden. Es gibt keinen Grund, warum der Heilige Geist auch heute noch in dieser Weise ausgegossen werden sollte.
Die Behauptung der Charismatiker, dass Gläubige heute in „Zungen“ reden könnten und das auch sollen, ist falsch. Die „Zungen“ in der Schrift waren echte, menschliche Sprachen. Die „Zungen“ der Charismatiker sind keine echten Sprachen. Kein Charismatiker war je in der Lage, eine Sprache wie Deutsch, Französisch, Portugiesisch, Chinesisch etc. zu sprechen, ohne sie zuvor zu lernen. Am Pfingsttag waren ungebildete Männer (Apg 4,13) plötzlich in der Lage, die Sprachen der Nachbarländer zu sprechen – zur Überraschung der Zuschauermenge (Apg 2,6-12). Im Gegensatz dazu müssen ausgesendete Missionare (Röm 10,15) heute mühsam die Sprache derjenigen lernen, zu denen sie predigen sollen.
Der Heilige Geist gab die Sprachenrede im Neuen Testament aus verschiedenen Gründen:
Um die Echtheit der Botschaft zu bestätigen. In der Apostelgeschichte, als die in Jerusalem versammelten Angehörigen der verschiedenen Nationalitäten das Evangelium in ihrer „Sprache, darin wir geboren sind“ (2,8-11) hörten, fügte Gott den Gläubigen dreitausend Seelen hinzu (2,41). Auch wurde die Botschaft der Apostel durch „viele Wunder und Zeichen“ (2,43) beglaubigt. Das war der Grund, warum Gott seine Propheten und Apostel befähigt hat, Wunder zu wirken (Heb 2,4) und warum wir heute nicht dazu in der Lage sind.
Um den Heiligen vor der Fertigstellung des Neuen Testamentes alles Notwendige mitzuteilen. Sprachenrede und Prophetien wurden zur „Erbauung und Ermahnung und Tröstung“ (1Kor 14,3) gegeben. Doch die „Sprachen, sie werden aufhören“ (1Kor 13,8). Selbst in der Zeit der Apostel wurde das Sprachenreden als letzter Punkt in Paulus‘ Liste aufgeführt (1Kor 12,4-11; 28-30) und war auch nichts, was jedem Gläubigen zur Verfügung stand – daher auch Paulus‘ rhetorische Frage: „Reden alle in Sprachen?“ (1Kor 12,30).
Als Gerichtszeichen für die ungläubigen Juden. In 1 Korinther 14,21-22 steht, dass Sprachenreden ein Gerichtszeichen für die ungläubigen Juden war. Paulus zitiert dort Jesaja 28,11 und zeigt, dass Gott viele Male durch seine Propheten zu seinem Volk gesprochen hat, und dass dieses seine Warnungen nicht beachtet habe. Dann sagt Gott: „Ich will in anderen Sprachen und durch andere Lippen zu diesem Volke reden“ und zeigt damit an, dass er es nach Babylon schicken würde, wo Ausländer seine Herren sein würden und wo es nicht länger Gott in seiner Sprache zu ihm reden hören würde. Es muss aber auch hier klargestellt werden, dass mit „Zungen“ bzw. Sprachen in Jesaja 28, Apostelgeschichte 2 und 1. Korinther echte Sprachen gemeint sind. In der Schrift findet sich kein Beleg dafür, dass der Heilige Geist sein Volk dazu bringt, sinnloses Kauderwelsch zu reden.
Charismatiker behaupten, sich an das zu halten, was das Neue Testament lehrt. Dabei beziehen sie sich insbesondere auf den ersten Korintherbrief. Nun verstehe ich allerdings nicht, warum sie die in dem Brief angesprochene Gemeinde in Korinth als nachahmenswertes Vorbild nehmen wollen. Von allen Gemeinden, die Paulus angeschrieben hat, hatten die Korinther die meisten Probleme und brauchten die meisten Ermahnungen. Sie waren geprägt von Spaltungen (1,10-13), Fleischlichkeit (3,1-4), geistlicher Unreife (3,1); Stolz (4,6-7), nachlässiger Handhabung der Gemeindezucht (5,1-13), sexuellen Ausschweifungen (6,18), der Geringschätzung des Abendmahls (11,20), Lieblosigkeit (13,1-13), Irrlehren bezüglich der Auferstehung (15,12) und anderen Sünden.
Paulus behandelt das Thema der Geistesgaben (charismata) in den Kapiteln 12-14 des Briefes. Einiges von dem, was er dort lehrt, scheint den meisten Charismatikern jedoch entgangen zu sein:
Erstens heißt es in Kapitel 12, Vers 11: „Dies aber alles wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeglichen seines zu, nach dem er will.“. Der Heilige Geist teilt also zu, nicht der Mensch. Und auch in den Tagen Paulus wollte er nicht allen Gläubigen die gleichen Gaben geben. Wegen diesem Unterschied waren die mit „besonderen“ Gaben beschenkten Gemeindemitglieder versucht, sich zu brüsten und auf jene herabzusehen, die nur „geringere“ Gaben erhalten hatten. Kapitel 13 befindet sich in der Mitte der Abhandlung über die Geistesgaben. Dort lehrt Paulus, dass das Streben nach Liebe wichtiger ist als das Streben nach Sprachenreden und Erkenntnis (13,1-3). Zwar konnten sich die Korinther des Sprachenredens und der Prophetien rühmen, doch fehlte es ihnen an Liebe. Daher drängt sie Paulus in Kapitel 14, Vers 1: „Strebet nach der Liebe […]“.
Zweitens hält Paulus die Korinther beim Thema Sprachenreden und Prophetien dazu an, auf den Aspekt der Erbauung zu achten. Unverständliche Geräusche, seien es nun echte (aber unbekannte) Sprachen, oder das sinnlose Gebrabbel der heutigen Pfingstler, erbauen niemanden. Es muss einen Ausleger geben. Paulus schreibt: „Aber in der Gemeinde will ich lieber fünf Worte reden mit meinem Verstande, auf daß ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in einer Sprache.“ (14,19). Der Nichtgebrauch des Verstandes bei einer passiven Hingabe in Emotionen hat nichts mit biblischem Glauben zu tun. Denn Paulus fordert dazu auf: „Brüder, werdet nicht Kinder am Verstande, […] am Verstande aber werdet Erwachsene.“ (14,20). Paulus schreibt, dass höchstens drei Personen in Sprachen reden sollen, und auch das nur, wenn ein Ausleger anwesend ist. Anderenfalls sollen die Sprachenredner schweigen (14,27-28). Es soll also geordnet zugehen und kein Durcheinander herrschen. Entsprechend sollen auch nur zwei oder drei Propheten gehört und die Botschaft „beurteilt“ werden (14,29) – sie soll also nicht einfach ungeprüft hingenommen werden. Weiterhin ist es Frauen nicht gestattet, zu sprechen, dies umfasst auch Sprachen und Prophetien (14,34). Wer diese Anweisungen als „Gebote des Herrn“ akzeptiert, statt sie als menschliche Traditionen oder Paulus‘ Privatmeinung zu bezeichnen (wie es die Feministen tun), zeigt damit, dass er geistlich ist (14,37). Paulus beendet das Kapitel mit der Betonung des Grundsatzes, dass die Anbetung Gottes „anständig und in Ordnung“ statt chaotisch ablaufen soll – denn „Gott ist nicht ein Gott der Unordnung“ (14,33.40). Wilde, unkontrollierte Gefühlswallungen kommen nicht von Gott, auch wenn das verschiedene Charismatiker anders sehen. Der Heilige Geist bringt die Menschen nicht dazu, sich in den Gemeindestunden wie verrückt zu gebärden, umzufallen, auf dem Boden herumzurollen, wie Hunde zu bellen oder unkontrolliert zu lachen. Denn „die Geister der Propheten sind den Propheten untertan.“ (14,32), und ein Aspekt der Frucht des Geistes ist „Selbstbeherrschung“ (Gal 5,22). Es soll also gepredigt werden, dass alte Männer, alte Frauen, junge Frauen und junge Männer, letztlich jedermann „besonnen“ sein soll (Titus 2,2.4.6.12). Der Heilige Geist, den Christus seinen Kindern gibt, ist ein Geist der „Besonnenheit“ (2Tim 1,7). Pfingstler und Charismatiker widersetzen sich also in jedem Falle den inspirierten Anweisungen des Apostels über die Anwendung der Geistesgaben – unabhängig davon, ob die Geistesgaben nun tatsächlich bis heute fortbestehen oder nicht.
Die Living Rivers Gemeinde geht in ihren Lehren noch weiter als viele Charismatiker, denn die Bradys verkünden das sogenannte „Wohlstandsevangelium“, im englischen Sprachgebrauch auch bekannt als „Health and Wealth,“ „Name it and Claim it“ oder auch „Word-Faith.“ In ihrem Newsletter Winners‘ Word (WW), schreiben die Bradys: „[…] Du musst nicht krank sein, Du kannst gesegnet sein statt Fluch zu erleiden, Du kannst von Gott finanziell gesegnet sein und Du musst nicht mehr arm sein.“ (WW vom 20. Mai 2006).
Ähnliche Lehren finden sich zuhauf in der Publikation Believers Voice of Victory (BVOV) von Kenneth Copeland Ministries, die von der Living Rivers Gemeinde beworben wird. So heißt es z. B. „Heilung? Sie steht Dir zu! Wohlstand? Er steht Dir zu! Frieden? Er steht Dir zu! Kinder? Sie stehen Dir zu! Was auch immer Du im Wort Gottes finden kannst, steht Dir zu! Nimm es in Anspruch!“ (BVOV vom Mai 2006, Seite 13).
Die Irrlehren der Copelands (Kenneth, Gloria und zwischenzeitlich auch weitere Familienmitglieder) sind gut dokumentiert (vgl. hierzu auch den Artikel http://www.cprf.co.uk/languages/german_copeland.html). So glaubt Kenneth Copeland z. B. folgendes:
Gott sei ein körperliches Wesen, sei etwa 1,90 Meter groß und wöge gut 90 kg.
Gott würde auf einem Planeten leben, der eine genaue Kopie der Erde sei.
Adam im Garten Eden sei Gott im Fleisch manifestiert gewesen.
Gott habe einen Bund mit der Menschheit (ursprünglich mit Abraham) geschlossen, da er einen Zugang zur Erde gebraucht hätte. Dieser „Bund“ sei eine Vereinbarung zwischen Gott und Abraham (und seinen Nachkommen), in der Gott sich verpflichten würde, sich in geistlicher, körperlicher, finanzieller und sozialer Hinsicht um Abraham zu kümmern.
Am Kreuz habe Christus Satans Natur angenommen und sei nach seinem körperlichen Tod drei Tage lang in der Hölle gewesen, wo er von Dämonen gequält worden sei. Die durch ihn gewirkte Versöhnung habe somit nicht am Kreuz sondern in der Hölle stattgefunden.
Mit der Wiedergeburt würde die Natur eines Menschen von derjenigen Satans in diejenige Gottes verändert. Somit wären alle Gläubigen Götter.
Da das Grundprinzip des christlichen Lebens sei, zu wissen, dass Gott unsere Sünden, Krankheiten, Leiden, Sorgen, Trauer und Armut auf Jesus gelegt habe, als er am Kreuz war, könnten Gläubige – als ihr durch Blut erkauftes Erbe - Freiheit von Krankheit und Armut beanspruchen.
Hat Gott seinem Volk wirklich versprochen, dass ein jeder in diesem Leben wohlhabend und in guter körperlicher Verfassung sein würde? Können wir Gesundheit und Reichtum als unser „Erbe des Evangeliums“ „beanspruchen“?
Das Wohlstandsevangelium (im Folgenden als „WE“ abgekürzt) klingt für viele verführerisch, doch für bedürftige Gläubige ist es letztlich eine Enttäuschung. Wenn sie es nicht schaffen, zu Wohlstand zu kommen oder Heilung zu erfahren, dann wird ihnen von den WE-Predigern vermittelt, dass sie nicht genügend Glauben hätten, was dann zu Schuldgefühlen und Angst führt - eine grausame Form der Täuschung. Tatsächlich hatten Christen aber schon immer körperliche Leiden zu ertragen. Die Kirchengschichte zeigt dies beginnend mit der Apostelgeschichte. Man sehe sich nur Paulus‘ Leben an. Er brüstet sich nicht mit Reichtum und einem sorgenfreien Leben, wie es die WE-Prediger tun. Sein Dienst in Christus zeigt sich in seinem Leiden:
„Sind sie Diener Christi? (ich rede als von Sinnen) ich über die Maßen. In Mühen überschwenglicher, in Schlägen übermäßig, in Gefängnissen überschwenglicher, in Todesgefahren oft. Von den Juden habe ich fünfmal empfangen vierzig Streiche weniger einen. Dreimal bin ich mit Ruten geschlagen, einmal gesteinigt worden; dreimal habe ich Schiffbruch gelitten, einen Tag und eine Nacht habe ich in der Tiefe zugebracht; oft auf Reisen, in Gefahren auf Flüssen, in Gefahren von Räubern, in Gefahren von meinem Geschlecht, in Gefahren von den Nationen, in Gefahren in der Stadt, in Gefahren in der Wüste, in Gefahren auf dem Meere, in Gefahren unter falschen Brüdern; in Arbeit und Mühe, in Wachen oft, in Hunger und Durst, in Fasten oft, in Kälte und Blöße; außer dem, was außergewöhnlich ist, noch das, was täglich auf mich andringt: die Sorge um alle Gemeinden. Wer ist schwach, und ich bin nicht schwach? Wer wird geärgert, und ich brenne nicht? Wenn es gerühmt sein muß, so will ich mich dessen rühmen, was meine Schwachheit betrifft.“ (2Kor 11,23-30)
Anders als die WE-Prediger wusste Paulus, wie es ist, mittellos zu sein, seiner Freiheit und seiner Kleidung beraubt zu werden, Schmerz und Verfolgung zu erleiden. Hatte er vielleicht zu wenig Glauben? Diese Frage kann wohl niemand ernstlich mit Ja beantworten. Wie erklären die Copelands dieser Welt ein solches Zeugnis?
Und Paulus ist beileibe kein Einzelfall. Der Schreiber des Hebräerbriefes beschreibt das Los vieler Gläubiger:
„Andere aber wurden durch Verhöhnung und Geißelung versucht und dazu durch Bande und Gefängnis. Sie wurden gesteinigt, zersägt, versucht, starben durch den Tod des Schwertes, gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen, hatten Mangel, Drangsal, Ungemach, (deren die Welt nicht wert war) irrten umher in Wüsten und Gebirgen und Klüften und den Höhlen der Erde.“ (Hebr 11,36-38)
Diese Gläubigen hatten einen starken Glauben und die Welt war ihrer nicht wert. Und trotzdem häuften sie keine weltlichen Besitztümer an. Wie erklären sich das die WE-Prediger? Die Kirchengeschichte zeigt, dass es für Christen nicht der Normalfall ist, dass sie den Großteil des Reichtums dieser Welt besitzen. Die Bibel verspricht kein sorgenfreies Leben, sondern warnt vor Verfolgung, Prüfungen und Leiden um Christi Willen (2Tim 3,12; Phil 1,29).
WE-Prediger haben den Gläubigen in Nordkorea, Iran, China und anderen Ländern, in denen sie verfolgt werden, letztlich nichts zu sagen (vgl. auch den englischen Artikel unter http://www.reformedwitnesshour.org/2006/2006jan08.html).
Was sollte unsere Haltung bezüglich solchen Leidens sein? Wir sollten für unsere verfolgten und leidenden Geschwister beten. Wenn es um unsere gesundheitliche oder finanzielle Situation nicht zum Besten bestellt ist, dann sollten wir nicht wie verzogene Kinder Trübsal blasen, nur weil Gott uns nicht alles gibt, was wir wollen. Sollten wir nicht vielmehr erkennen, dass Gott unser weiser Vater ist, der weiß, was wir benötigen? Das Evangelium verspricht uns nicht, dass wir „alle Tage herrlich und in Freuden“ (Lk 16,19) leben werden, denn „das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geiste.“ (Römer 14,17). Das bedeutet, dass die geistlichen Segnungen der Vergebung der Sünden, des Friedens mit Gott und der Gemeinschaft mit unserem Vater im Himmel unendlich viel wichtiger sind, als die Frage, ob wir in einer Villa oder einer armseligen Hütte wohnen. Keine der Nöte, die die Welt fürchtet (Armut, Krankheit, Krieg, Hunger etc.) kann uns von unserer Gemeinschaft mit dem Dreieinigen Gott und den geistlichen Segnungen, die wir in Christus haben, trennen.
„Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: ‚Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir gerechnet worden‘. Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin überzeugt, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe, noch irgend ein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem Herrn.“ (Röm 8,35-39)
Offensichtlich rechnete der Apostel damit, dass Christen Schwierigkeiten wie „Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert“ (8,35) begegnen würden. Er sagte den Lesern seines Briefes nicht, dass sie Hunger im Jesu Namen austreiben sollten, ebenso wenig lehrte er sie die „Macht des positiven Denkens“ oder „Visualisierung“. Im Gegensatz dazu wird denen, die dem Wohlstandsevangelium Glauben schenken, gesagt, dass sie Freiheit von Armut und Krankheit beanspruchen sollten. Paulus lehrt aber, dass uns diese Nöte nicht von der Liebe Jesu trennen können und dass wir „mehr als Überwinder“ (8,37) sind – nicht dadurch, dass wir von diesen Nöten befreit werden, sondern dadurch, dass wir durch sie hindurchgehen.
Das ganze System hinter dem Wohlstandsevangelium wird durch Gier motiviert. Nicht zufällig sind die führenden WE-Prediger unglaublich reich – auf Kosten ihrer Anhänger. Habgier ist allerdings das Gegenteil dessen, was Christus lehrt. In 2. Mose 18,21 wirf gefordert, dass die Herrscher Israels „Männer der Wahrheit, die den ungerechten Gewinn hassen“ sein sollen. Im Neuen Testament heißt es, dass Älteste und Diakone nicht „geldgierig“ (1Tim 3,3.8) sein sollen. Die Schrift verbietet Habsucht (Lk 12,15) und lehrt, dass wir mit dem zufrieden sein sollen, was wir haben (1Tim 6,8; Hebr 13,5; Phil 4,12). Wenn also jemand seinen Anhängern verspricht, dass sie reich sein können, wenn sie nur genug Glauben haben und derjenige gleichzeitig gut von deren beträchtlichem Spendenaufkommen lebt, dann muss man sich schon fragen, wie er das mit dem klaren Zeugnis der Schrift in Übereinstimmung bringen will.
Im neuen Testament werden Krankheiten als normale Alltagserfahrung beschrieben. Christen wurden und werden diesseits des Himmels nicht davon verschont. Neutestamentliche Gläubigen, die an Krankheiten oder anderen Beeinträchtigungen leiden, werden nicht aufgefordert, im Namen Jesu „Heilung zu beanspruchen“ (vgl. 2Kor 12,10; 1Tim5,23). Natürlich können wir Gott demütig bitten, unsere Last von uns zu nehmen (2Kor 12,8), dabei müssen wir aber „nach seinem Willen bitten“ (1Joh 5,14). Wir können nicht einfach etwas beanspruchen oder von Gott einfordern, so als ob das unser gutes Recht wäre. Wir haben keine Rechte gegenüber Gott. Alles, was wir haben, ist Gnade. Das dürfen wir nie vergessen. Gott, der weise Vater, kennt unsere Bedürfnisse (Mt 6,32-33) und wird für deren Befriedigung sorgen. Er wird uns versorgen, allerdings nicht unbedingt mit dem, was wir uns wünschen. Gott wird uns manches Gute vorenthalten, weil er weiß, dass uns das schaden würde. Wenn Gott uns alles geben würde, was wir gerne haben wollen, dann würde er uns zu verzogenen Kindern machen.
Die Living Rivers Gemeinde bewirbt sich mit dem Spruch „Releasing the Winner in You“ („Den Gewinner in Dir wecken“). Nun ist ein solcher Spruch aber nicht mit dem Wort Gottes in Übereinstimmung zu bringen. Wie sollen Sünder den Gewinner in sich wecken? Dieser Gedanke aus der Populärpsychologie ist der Schrift völlig fremd. Auch muss man dazusagen, dass diese Botschaft sowohl denen gepredigt wird, die sich selbst als Christen bezeichnen, als auch Unbekehrten. Es gibt keinen „Gewinner“, der darauf wartet, in einem völlig verdorbenen Sünder geweckt zu werden. Alles, was der unbekehrte Sünder zu wecken vermag ist Sünde! Jesus sagt, als er von Sündern spricht: „Ein […] fauler Baum [kann nicht] gute Früchte bringen.“ (Mt 7,18). Stattdessen lehrt Jesus: „[…] von innen aus dem Herzen der Menschen gehen hervor die schlechten Gedanken, Ehebruch, Hurerei, Mord, Dieberei, Habsucht, Bosheit, List, Ausschweifung, böses Auge, Lästerung, Hochmut, Torheit; alle diese bösen Dinge gehen von innen heraus […]“ (Mk 7,21-23). Weiter sagt uns die Bibel, dass Sünder „erfüllt [sind] mit aller Ungerechtigkeit“ (Röm 1,29), denn „da ist keiner, der Gutes tue“ (Röm 3,12). Sünder müssen ihre eigene Gerechtigkeit preisgeben – die sie ja gar nicht besitzen – und statt Erlösung in sich selbst zu suchen, von sich weg und auf die Gerechtigkeit Jesu Christi hinschauen.
Für weitere Informationen zur Pfingst- und Charismatischen Bewegung siehe hier: Cessationism Resources
Die Artikel „Pentecostalism“ und „Try the Spirits“ können ebenfalls online gelesen werden.
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