Pfr. Angus Stewart
Offenbarung 20 ist in zweierlei Hinsicht Schauplatz von Auseinandersetzungen: Zum einen wird dort die größte und wichtigste Schlacht in der Geschichte der Welt ausgetragen. Man könnte sie die Schlacht aller Schlachten nennen, oder auch den Krieg, der alle Kriege beendet. Denn wenn dies vorüber ist, wird die Welt mit all ihren Kämpfen zu einem Ende kommen. Zum anderen ist Offenbarung 20 Schauplatz hitziger Diskussionen zwischen den Anhängern der verschiedenen Endzeitmodelle. Jedes Lager hat hier seine eigene Auslegung von Offenbarung 20. Die vier Hauptrichtungen beziehen sogar ihre jeweilige Bezeichnung von Offenbarung 20: Amillenialismus, Prämillenialismus, Postmillenialismus und prämillenialistischer Dispensationalismus. Denn Offenbarung 20 ist die einzige Passage der Bibel, in der von den „1.000 Jahren" die Rede ist. Das Wort „Millenium" als zentraler Bestandteil der verschiedenen Bezeichnungen wird vom lateinischen Wort für Tausend (mille) abgeleitet.
Es würde zu weit führen, an dieser Stelle die vier genannten Endzeitmodelle vorzustellen. Aus dem gleichen Grund werde ich die einzelnen Endzeitmodelle auch nicht bewerten. Stattdessen werde ich hier die meiner Meinung nach einzig richtige Sichtweise darstellen, die auch schon immer die Sicht des historischen, reformierten Glaubens war: Der Amillenialismus. Dazu werde ich einfach den Inhalt von Offenbarung 20 Schritt für Schritt erklären und an geeigneter Stelle auf die Schwachpunkte der anderen Endzeitmodelle eingehen.1
Was ist nun der Inhalt von Offenbarung 20? In den ersten drei Versen sehen wir uns die Bindung Satans an. In den Versen 4-6 betrachten wir die Herrschaft der Heiligen. Die Verse 7-10 beschreiben Satans kurze Zeit der Freiheit, Gog und Magog, sowie den letzten Kampf. Zuletzt findet in den Versen 11-15 das Gericht vor dem großen weißen Thron statt. Dieser letzte Teil kann jedoch im Rahmen dieses Artikels nicht behandelt werden.
Die allerersten Worte von Offenbarung 20 sind entscheidend für das richtige Verständnis des gesamten Kapitels. Es beginnt nicht mit den Worten „Und dann...", als ob es hier um eine zeitliche Abfolge ginge. Es beginnt auch nicht mit „Danach..."oder mit „Es wird geschehen, dass..." Stattdessen fängt es mit den Worten an: „Und ich sah...". Das macht deutlich, dass es hier um eine Vision geht. Eine Vision ist nichts, was in der Vergangenheit liegt, auch keine Prophezeiung im eigentlichen Sinne. Vielmehr ist eine Vision eine spezielle Form der Prophezeiung.
Visionen werden durch Sinnbilder charakterisiert. Damit meine ich symbolische Zahlen, symbolische Farben, symbolische Namen, symbolische Metalle, symbolischer Schmuck etc. Betrachten wir nun einige Visionen und Träume. Visionen und Träume haben in der Bibel große Ähnlichkeit. Beide enthalten das, was der Sehende „sah". In Daniel 2 ist die Rede von einer riesigen Statue aus Gold, Silber, Bronze und Eisen/Ton. Diese vier Materialien symbolisieren die vier großen Weltreiche. Daniel 7 stellt die gleichen vier Weltreiche durch vier Tiere dar. Daniel sieht einen Löwen, einen Bären, einen Leoparden und ein viertes, furchterregendes und schreckliches Tier. Diese Kreaturen stehen für Babylon, das medo-persische Reich, Griechenland und Rom. Offenbarung 13 beginnt mit den Worten „Und ich sah...". Sodann wird ein Tier beschrieben, das sieben Köpfe und zehn Hörner hat und auf seinen Hörnern zehn Kronen trägt. Es ist teils Löwe, teils Bär und teils Leopard. Dieses „Und ich sah..." macht deutlich, dass es sich hier um eine Vision handelt. Das Buch der Offenbarung besteht im wesentlichen aus einer Abfolge von Visionen.
Die Hauptperson in Offenbarung 20,1-3 ist Satan. Er wird hier mit vier verschiedenen Namen bezeichnet. Zwei der Namen stammen von Tieren und zwei sind Eigennamen. Zuerst wird er „Drache" genannt (20,2), zuvor war er schon als „großer, feuerroter Drache" bezeichnet worden (12,3). In Offenbarung 12 hat er einen mächtigen Schwanz, sieben Köpfe, zehn Hörner und sieben Kronen. Soll das nun heißen, dass der Teufel tatsächlich sieben Köpfe und zehn Hörner hat? Natürlich nicht, es handelt sich hier um eine Vision. Was damit ausgedrückt werden soll ist, dass der Teufel ein mächtiges, grausames und Furcht erregendes Wesen ist. Nicht nur wird er „Drache" genannt, sondern auch „die alte Schlange" (20,2). Das „alt" bezieht sich auf die Tatsache, dass die Schlange bereits am Anfang der Welt in 1. Mose 3 Eva verführte. Satan ist daher seit Anbeginn der Zeit der Feind Gottes und Seines Volkes. Er ist mächtig wie ein Drache und gerissen wie eine Schlange. Als drittes wird er „der Teufel" genannt (20,2). Also solcher verleumdet er und bringt falsche Anschuldigungen hervor. Die vierte Bezeichnung ist „Satan" (20,2), also der Widersacher Gottes und Seines Königreichs. Wenn man die vier Namen zusammennimmt, ergibt sich das Bild eines mächtigen, gerissenen, verleumderischen Widersachers. Als gefallener Engel verkörpert er all dies, er ist ein böser Geist, der all seine Macht und all sein Geschick gegen Christus und Seine Gemeinde einsetzt. Die Gläubigen hören Gottes Darstellung und Beurteilung Satans und glauben Ihm. Wir müssen vor Satans Angriffen auf der Hut sein und beim Herrn Schutz suchen, der Himmel und Erde geschaffen hat (Psalm 121).
Offenbarung 20 verkündet auch, dass Satan gebunden ist:
„Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herabsteigen, der hatte den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in seiner Hand. Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan2 ist, und band ihn für 1000 Jahre und warf ihn in den Abgrund und schloss ihn ein und versiegelte über ihm, damit er die Völker nicht mehr verführen kann, bis die 1000 Jahre vollendet sind. Und nach diesen muss er für kurze Zeit losgelassen werden."
Ist diese Bindung Satans absolut und allumfassend oder ist sie relativ und nur teilweise? Etwas anders ausgedrückt: Kann der Teufel im gebundenen Zustand absolut nichts mehr tun oder bezieht sich seine Gebundenheit nur auf einen ganz bestimmten Aspekt? Ist Satans Bindung also so umfassend, dass er absolut gar nichts mehr tun kann, oder ist sie nur teilweise, so dass er etwas ganz bestimmtes nicht mehr tun kann, was durch das Wort Gottes näher beschrieben wird?
Was sagt Offenbarung 20 dazu? Hier steht, dass Satan gebunden wird, „damit er die Völker nicht mehr verführen kann" (20,3). Vers 8 führt hierzu näher aus. Wenn der Teufel erst losgelassen wird, was offensichtlich das Gegenteil von Binden ist, wird er „ausgehen, um die Heidenvölker zu verführen, die an den vier Enden der Erde leben, den Gog und den Magog, um sie zum Kampf zu versammeln". Sie kämpfen gegen Christi Gemeinde, wie wir später noch deutlicher sehen werden. Die Bindung Satans ist also Gottes Mittel ihn davon abzuhalten, alle Heidenvölker zu versammeln um dann die Gemeinde Jesu zu vernichten. Genau das wird hier ausgesagt. Die Bindung Satans, wie sie in Offenbarung 20 beschrieben wird, ist also nicht absolut und allumfassend, sondern relativ und teilweise. Die Verse 3 und 8 begrenzen die Bindung also auf eine ganz bestimmte Sache: Im gebundenen Zustand ist es Satan nicht möglich, die ganze Welt gegen die Gemeinde Jesu aufzuhetzen. Wenn er aber nach der Zeit der Bindung losgelassen wird, wird er „ausgehen, um die Heidenvölker zu verführen, die an den vier Enden der Erde leben, den Gog und den Magog, um sie zum Kampf zu versammeln" (20,8). Das ist also die eine Sache, die er nicht tun kann, wenn er gebunden ist. Sobald er aber losgelassen wird, wird er die Heidenvölker gegen Gottes Volk vereinen.
Die Frage ist nun: Wann findet diese Bindung Satans statt? Hier müssen wir nun etwas über die Zeit des Alten Testamentes verstehen. In Psalm 147, 19-20 steht:
„Er verkündet Jakob sein Wort, Israel seine Satzungen und Rechtsbestimmungen3. So hat er an keinem Heidenvolk gehandelt, und die Rechtsbestimmungen kennen sie nicht."
Apostelgeschichte 14,16 sagt das gleiche: „Er ließ in den vergangenen Generationen alle Heiden ihre eigenen Wege gehen". Mit anderen Worten: In den Tagen des Alten Testaments befanden sich die Heidenvölker vollständig in der Finsternis des Heidentums und der Götzenverehrung (vgl. Epheser 2,12). Das Licht der Errettung brach nur in dem kleinen Land Palästina durch die Finsternis. So war es in den Tagen des Alten Testaments.
Dann kam Gott in Jesus Christus im Fleisch auf die Erde. Dort starb er den Sühnetod für die Sünden der Erwählten in Israel und auch im Rest der Welt. Die Gemeinde war nun nicht mehr örtlich auf Palästina beschränkt, sondern existierte nun auf der gesamten Erde. Bis dahin gab es sie nur in Palästina, wenn man einmal von Ausnahmen (wie Naaman) absieht, die in benachbarten Reichen zum Glauben kamen. Das Evangelium verbreitete sich im Mittleren Osten, Europa und Nordafrika und wird heute in der ganzen Welt verkündet. Natürlich versuchte Satan, die neutestamentliche Gemeinde zu vernichten. Und wie würde er das angehen? Indem er alle Nationen der Erde dazu bringt, sich gegen die Braut Christi, die Gemeinde, zu verbünden, um sie auszulöschen. An dieser Stelle kommt nun die Bindung Satans ins Spiel. Jesus Christus band Satan durch das Kreuz, die Auferstehung und die Ausgießung des Heiligen Geistes (als Folge und Anwendung des Kreuzes). In diesem Zusammenhang möchte ich den stellvertretenden Tod, die Grablegung, die Auferstehung und die Ausgießung des Heiligen Geistes einmal als ein einziges komplexes Gebilde betrachten.
Nun müssen wir einige Schriftstellen betrachten.
Erstens: Jesus sagt in Matthäus 12,28.29:
„Wenn ich aber die Dämonen durch den Geist Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen! Oder wie kann jemand in das Haus des Starken hineingehen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuerst den Starken bindet? Erst dann kann er sein Haus berauben."
Dieser Passage können wir (1.) entnehmen, dass Satan durch Christus „ausgetrieben" wird. Das gleiche griechische Wort wird in Offenbarung 20,3 verwendet, wo Satan in den Abgrund geworfen wird. Und (2.) können wir dieser Passage entnehmen, dass das Reich Gottes in Christus gekommen ist, was durch die Dämonen-Austreibungen Jesu bestätigt wird.
Zweitens: In Johannes 12,31 erklärt Christus: „Jetzt ergeht ein Gericht über diese Welt. Nun wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden" Hier ist (1.) zu beachten: Der Ausdruck „hinausgeworfen" ist fast der gleiche Ausdruck wie „in den Abgrund geworfen" in Offenbarung 20,3. Zum anderen ist (2.) zu beachten, dass Satan hinausgeworfen „wird". Der nächste Vers spricht davon, dass Christus von der Erde erhöht wird und in den Himmel aufsteigt. Das ist der Moment, an dem Satan hinausgeworfen wird.
Drittens: Kolosser 2,15 sagt, dass Jesus Christus „die Herrschaften und Gewalten (zu denen ja vor allem auch Satan gehört)" am Kreuz „entwaffnet hatte".
Viertens: Hebräer 2,14 lehrt, dass Jesus in Fleisch und Blut kam um am Kreuz zu sterben, damit Er „durch den Tod den außer Wirksamkeit setzte, der die Macht des Todes hatte, nämlich den Teufel".
Fünftens: 1. Johannes 3,8 verkündet die gute Nachricht, dass der Sohn Gottes erschienen ist, „dass er die Werke des Teufels zerstöre."
Diese fünf Stellen aus dem Neuen Testament berichten alle davon, dass Satan hinausgeworfen und entwaffnet wurde. Dies geschah durch Christus bei Seinem ersten Kommen, durch Sein Tod, Grablegung und Auferstehung. Wie könnte es auch anders sein? Wenn Tod, Grablegung und Auferstehung Christi - der „Kraft Gottes" (1. Korinther 1,24) - Satan nicht binden bzw. hinauswerfen kann, was denn dann?
Nun mag jemand sagen: „Das würde ja bedeuten, dass die Bindung Satans in der Vergangenheit liegt." Denn das Kreuz und die anderen genannten Geschehnisse liegen ja in der Vergangenheit. Die Antwort hierauf ist: „Genau so ist es: Die Bindung Satans liegt in der Vergangenheit." Aber was hat dies dann in der Offenbarung verloren? Spricht Offenbarung 20 nicht von zukünftigen Dingen? Zweifellos spricht Offenbarung 20 auch von zukünftigen Dingen, aber manches liegt eben auch in der Vergangenheit.
Das ist nichts Ungewöhnliches in der Offenbarung des Johannes. Offenbarung 5 spricht z.B. von Christi Erhöhung und Herrschaft. Das ist das Kapitel, in dem das Lamm das Buch nimmt. Die Vision beginnt mit den Worten: „Und ich sah in der Rechten dessen,..." (5,1) Was dann folgt (Christus nimmt das Buch und beginnt Seine Herrschaft über die Erde) geschah bereits in der Vergangenheit – sowohl aus unserer Sicht als auch aus der Sicht Johannes als Verfasser der Offenbarung. Denn Johannes verfasste die Offenbarung nach herrschender Meinung in den 90er Jahren des ersten Jahrhunderts. Christus nahm das Buch und errichtete die Herrschaft Gottes über das gesamte Universum in den 30er Jahren des ersten Jahrhunderts, nachdem er in den Himmel aufgefahren war.
Ähnlich ist es in Offenbarung 12. Dort wird geschildert, was Johannes sah: „Und ein großes Zeichen erschien im Himmel..." (12,1) Eine Frau, ein Drache und vieles andere wird hier genannt. Auch Jesu Geburt, Himmelfahrt und Herrschaft kommen in diesem Kapitel vor (12, 2 und 12,4-5). All dies geschah sowohl aus unserer heutigen Perspektive als auch aus Johannes' Perspektive (zur Zeit der Abfassung der Offenbarung) in der Vergangenheit.
Hieraus ergibt sich jedoch die nahe liegende Frage,wie Satan denn gebunden sein kann, wenn es doch so viel Böses in der Welt gibt. Was ist mit all der Ungerechtigkeit um uns? Satan versucht uns, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann (1. Petrus 5,8) und verblendet die Sinne der Ungläubigen (2. Korinther 4,4). Er verkleidet sich als ein Engel des Lichts (2. Korinther 11,14), der falsche Lehrer und falsche Lehre dazu benutzt, um die Gemeinde zum Abfall zu führen. Er wird „der Gott dieser Welt" (2. Korinther 4,4) genannt und stachelt gottlose Herrscher dazu an, die Gemeinde zu verfolgen. Das wird auch in der Apostelgeschichte beschrieben. Wie kann man also zu der Aussage kommen, dass Satan gebunden ist?
Hier möchte ich daran erinnern, was ich am Anfang dieses Artikels über die Bindung Satans gesagt habe: Die Bindung Satans bedeutet, dass er die Nationen nicht vereinen kann, um die Gemeinde zu verfolgen und zu vernichten bis die 1.000 Jahre vorüber sind (Offenbarung 20, 3.8). Die Bindung Satans bedeutet nicht, dass er die Verfolgung der Gemeinde nicht hervorrufen oder anfachen kann. Vielmehr bedeutet die Bindung Satans, dass er nicht die Nationen, die an den vier Ecken der Erde sind, vereinen kann, um in einer gezielten, gemeinsamen Anstrengung die Gemeinde zu vernichten. Ein solch umfassender Angriff auf das Volk Gottes hat bisher noch nicht stattgefunden. Warum nicht? Weil Satan gebunden ist, Christus band ihn zum Zeitpunkt Seines Todes und Auferstehung.
Offenbarung 20 wurde auch geschrieben, damit niemand befürchten muss, dass die Nationen gemeinsam die Gemeinde vernichten, bevor der Antichrist kommt.
In der Vision heißt es, dass Satan gebunden ist.
Gebunden mit einer großen Kette.
Gebunden mit einer großen Kette, mit der ihn ein Engel aus dem Himmel band und ihn dann in den Abgrund warf. Welch eine wunderbare Tatsache!
Es ist offensichtlich, dass all diese Dinge symbolisch gemeint sind. Man kann Satan nicht mit einer Kette binden, er ist ein Geist. Auch ist von einem Abgrund die Rede, der verschlossen und mit einem Schlüssel abgeschlossen wird. Der Punkt ist einfach, dass Satan diesen Ort der Gefangenschaft nicht verlassen kann, er kann die Nationen nicht vereinen um die Gemeinde zu vernichten. Das kann erst geschehen wenn Gott ihn in den Tagen des Antichristen loslässt.
Das lehrt uns etwas sehr wichtiges über das Millenium, also die 1.000 Jahre von Offenbarung 20. Es wird nämlich die Frage beantwortet, wann die 1000 Jahre beginnen: Sie beginnen beim Tod, der Grablegung, der Auferstehung und der Himmelfahrt Jesu Christi, was zu der Ausgießung des Heiligen Geistes führt.
Das ist die Macht, die Satan bindet. Demnach findet die Bindung Satans zu Beginn des Milleniums (der 1.000 Jahre) statt, von dem in Offenbarung 20 so häufig die Rede ist. Somit also zu Beginn der neutestamentlichen Zeit.
Damit wird auch etwas über die Dauer des Milleniums ausgesagt. Seit Golgatha und Pfingsten sind nun 1.970 Jahre vergangen. Die 1.000 Jahre von Offenbarung 20 können also unmöglich wörtlich gemeint sein, denn sie wären schon vor 970 Jahren abgelaufen. Psalm 50,10 sagt, dass Gott das Vieh auf tausend Bergen gehört. Wem gehört dann das Vieh auf dem 1.001. Berg? Natürlich auch Gott, denn die Aussage, dass Gott das Vieh auf tausend Bergen gehört, bedeutet nichts anderes, als dass Gott alles Vieh gehört. Solche Zahlen haben also immer eine symbolische Bedeutung.
Die Offenbarung des Johannes ist voll von symbolischen Zahlen. Dies verwundert auch nicht weiter, denn sie besteht hauptsächlich aus Visionen. So bedeutet die „666" (die Zahl des Tieres) nicht, dass man den Antichristen daran erkennt, dass er eine „666" auf die Stirn tätowiert hat. Die Bibel sagt uns, dass die Zahl 666 die Zahl des Menschen ist (Offenbarung 13,18). Der Antichrist ist der Inbegriff des sündigen Menschen und seiner Unzulänglichkeit (666) hinsichtlich der Vollkommenheit Gottes (777) in Seinem Bund. Die Sieben wird im Buch der Offenbarung oft symbolisch verwendet: Sieben Geister Gottes, sieben Augen, sieben Hörner, sieben sprechende Donner, sieben Köpfe des Tieres etc. In Offenbarung 14 ist von 144.000 Versiegelten die Rede, also 12 mal 12 (die Zahl der Gemeinde) mal 1.000.
Was aber ist die Bedeutung der 1.000 Jahre in Offenbarung 20? Die Antwort ist ganz einfach: 10 mal 10 mal 10 ergibt 1.000. Die 10 ist in der Bibel die Zahl der Vollständigkeit. Es gab 10 Plagen – die Fülle von Gottes Zorn auf Ägypten. Es gibt 10 Gebote – die Fülle von Gottes Gesetz und all Seinen Urteilen. Ebenso repräsentieren die 1.000 Jahre (10 mal 10 mal 10) in umfassender Weise das Zeitalter des Neuen Testaments der weltweiten Gemeinde Christi.
Wann endet das Millenium? Offenbarung 20 sagt uns, dass es endet, wenn Satan losgelassen wird. Dann kommt Satans „kurze Zeit" der Freiheit (20,3), darauf folgend das Ende der Welt. Das Millenium endet also am Ende der Welt abzüglich Satans „kurzer Zeit", also praktisch unmittelbar vor dem Ende der Welt. Danach kommt das Jüngste Gericht, in dem Jesus Christus auf dem großen weißen Thron die Welt richten wird (20, 11-15). Apostelgeschichte 24,15 lehrt, dass es eine Auferstehung geben wird - für die Gerechten wie auch für die Ungerechten. Sie alle werden von den Toten auferweckt werden um sich dem letzten Gericht zu stellen.
Fassen wir das bisher Gesagte zusammen: Das Millenium beginnt in der Zeit von Christi erstem Kommen mit Golgatha und Pfingsten. Es endet mit Seinem zweiten Kommen, dann folgt das Jüngste Gericht. Das Millenium ist damit das neutestamentliche Zeitalter, die Zeit vom ersten bis zum zweiten Kommen Christi (wenn man zur Vereinfachung einmal von der „kurzen Zeit" Satans absieht). Diese Zeitspanne zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen Christi wird in Offenbarung 20 als „1.000 Jahre" bezeichnet. Grund hierfür ist die Betonung der Vollständigkeit und Fülle des neutestamentlichen Zeitalters.
Vollständigkeit und Fülle beziehen sich auf die Tatsache, dass alle Erwählten aus allen Nationen gerettet sind. Wir leben in den Tagen, die von den Propheten vorhergesagt wurden. Es ist die Zeit, in der sich ihre Hoffnungen erfüllen, bis dann schließlich der ewige Zustand erreicht ist. Es ist die Zeit, in der Jesus Christus selbst von Seinem Thron im Himmel über alle Dinge herrscht. Es ist die Zeit, in welcher der Geist Jesu Christi in der Welt wirkt und die eine, heilige, weltweite, apostolische Gemeinde versammelt wird. Das Millenium deckt also den selben Zeitraum ab, wie „die letzten Tage" (auch ein biblischer Ausdruck): Die Zeitspanne vom ersten bis zum zweiten Kommen Christi. Diese Tage werden „die letzten Tage" genannt, weil nach ihnen nichts mehr kommt, nur noch der ewige Zustand. Es gibt keinerlei Zwischenstufe oder ähnliches zwischen dem Millenium / den letzten Tagen und dem ewigen Zustand.
Nun wird deutlich, warum Satan ganz am Anfang des Milleniums gebunden wird und warum er nicht losgelassen wird, bis die 1.000 Jahre vorüber sind. Nehmen wir einmal an, es wäre den Nationen möglich z.B. 50 Jahre vor Christi Wiederkunft zusammen gegen die Gemeinde vorzugehen. In diesem Fall könnten die Erwählten nicht versammelt werden. In der Folge könnte die eine, heilige, weltweite, apostolische Gemeinde nicht gerettet werden. Was wäre dann mit den Vorhersagen der Propheten? Was wäre mit Christi Herrschaft von Seinem Thron aus?
Die Botschaft des Milleniums ist eine Botschaft des Trostes: Zunächst, weil Jesus Christus als Herr verkündigt wird, der selbst Herr über Satan ist. Nicht in dem Sinne, dass die alte Schlange ihn als Erlöser anbeten würde, sondern dass er über den Teufel herrscht. Er bindet Satan und lässt ihn wieder los. Christus sagt also: „Satan, ich werde dafür sorgen, dass Du meine Gemeinde nicht vernichtest. Aus diesem Grund werde ich Dich binden. Und wenn ich den rechten Zeitpunkt als gekommen sehe und Du Deinen Teil in meinem Plan erfüllen sollst, werde ich Dich wieder loslassen." Satan tut nur, was ihm erlaubt ist zu tun: Seinen Teil im souveränen Plan Jesu Christi zu erfüllen. Die Botschaft des Milleniums ist auch deswegen eine Botschaft des Trostes, weil Satan besiegt ist. Satan ist gebunden, so kann er die Nationen nicht gegen die Gemeinde versammeln. Danach wird er für eine kurze Zeit losgelassen werden, um den Angriff auf die Gemeinde zu führen. Danach, so sagt uns Offenbarung 20, wird er für alle Zeit in den Feuersee geworfen werden (Offenbarung 20,10). All das bedeutet, dass die gesamte Gemeinde gerettet werden wird.
Das Millenium ist die Zeit der Mission für die Gemeinde, in der das Evangelium in die Welt hinaus getragen werden soll. Denn wir wissen, dass die Gemeinde den gemeinsamen Angriff der Nationen erst zu befürchten hat, wenn Satan losgelassen wird. Auch wenn die Gemeinde bis dahin noch so stark unter Verfolgung zu leiden hat. Das Millenium bedeutet für die Gemeinde also Sieg. Hiermit ist jedoch nicht irdischer Friede, Macht oder Wohlstand gemeint, so als wenn die Gemeinde nur ein weiteres Reich4 auf dieser Erde wäre. Gemeint ist ein Sieg hinsichtlich geistlichem Frieden, geistlicher Macht und und geistlichem Wohlstand. Wenn Christus sagt, dass Sein Reich nicht von dieser Welt ist (Johannes 18,36) meint Er damit nicht, dass Sein Reich in irgend einer Form minderwertiger als alle Reiche der Erde ist. Nein, wenn Er sagt, dass Sein Reich nicht von dieser Welt ist, meint Er damit, dass Sein Reich von einer gänzlich anderen, besseren und höherwertigeren Art ist, als irdische Reiche. In Seinem Reich ist der Friede und die Gemeinschaft mit dem wahren und lebendigen Gott. Anders als alle Reiche dieser irdischen Welt ist dieses Reich ewig und unvergänglich. All seine sanftmütigen Bürger werden die Erde erben (Matthäus 5,5).
Die Heiligen, die in Offenbarung 20,4-6 regieren, werden als enthauptete Seelen beschrieben. Sie sind also Gläubige, die tot sind, aber in ihren Seelen leben. Vers 4 beginnt mit „Und ich sah..." (um uns nochmals daran zu erinnern, dass es sich immer noch um eine Vision handelt) „...Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben; und [ich sah] die Seelen derer, die enthauptet worden waren um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen." Diese Passage spricht von „Seelen" und man könnte einwenden, dass dies manchmal einfach „Personen" bedeutet. Der Einwand scheint berechtigt. So spricht die Bibel z.B. davon, dass 70 Seelen nach Ägypten kamen (1. Mose 46,26-27). Hier sind keine enthaupteten Seelen gemeint, sondern 70 Personen in Fleisch und Blut. In Offenbarung 20,4 ist jedoch die Rede von enthaupteten Seelen, was sich offenkundig nicht auf lebende Personen beziehen kann.
Der zweite Punkt ist, dass diese Heiligen im Himmel und nicht auf der Erde sind. Denn wo sonst würden sich Heilige aufhalten, die gestorben sind und in ihrer Seele leben? Wenn man Offenbarung 6,9-11 betrachtet, fällt auch auf, dass sich die Heiligen „unter dem Altar" im Himmel befinden. In Offenbarung 20,4 heißt es, dass diese enthaupteten Seelen auf Thronen sitzen, und Throne sind in der Offenbarung immer himmlischer Natur. Wer das nicht glaubt, kann es gern mit Hilfe einer Konkordanz überprüfen. Zuletzt wird uns gesagt, dass diese Seelen mit Christus herrschen, und Er (Sein Körper) befindet sich im Himmel.
Zum Dritten sind mit „enthauptete Seelen" nicht nur diejenigen Gläubigen gemeint, die tatsächlich enthauptet wurden. Alle Gläubigen im Himmel gehören dazu. Im Buch der Offenbarung werden alle Heiligen als Märtyrer präsentiert. Wir sind Märtyrer, weil wir von der Welt gehasst werden. Denn wir gehören zu Jesus Christus. Die Welt hasst Ihn, deshalb hasst sie auch uns. Wir sind Märtyrer, weil alle Heiligen von dieser Welt bedrängt werden. Man kann per Definition kein Heiliger in dieser gefallenen Welt sein, ohne von ihr bedrängt zu werden. Diese Bedrängnis kennt viele Formen und fällt unterschiedlich intensiv aus, und doch wird jeder Heilige gehasst und bedrängt. Römer 8,36 erklärt: „Wie geschrieben steht: 'Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir geachtet!'". Paulus meint hier nicht nur sich selbst, er meint alle Christen. All jene, die erwählt und berufen sind. Der Ausspruch „Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir geachtet!" ist ein Zitat aus Psalm 44,22. So war es immer mit Gottes geliebtem Volk, sowohl in den Tagen des Alten Testaments wie auch in den Tagen des Neuen Testaments. Alle Christen erfüllen die Merkmale aus Offenbarung 20,4. Sie alle enthalten sich dieser gottlosen Welt. Auch wenn der Grad unserer Verfolgung variiert werden doch in gewisser Weise alle Christen „erschlagen". Denn die Bibel lehrt, dass Hass prinzipiell mit Mord gleichzusetzen ist (vgl. Matthäus 5,22 und 1. Johannes 3,15) und die Kinder dieser Welt hassen Gottes Kinder.
In Offenbarung 20,4-6 wird auch von dem Zwischenzustand gesprochen, in dem die enthaupteten Seelen zwischen ihrem irdischem Tod und dem ewigen Zustand sein werden. Wenn wir sterben, befinden wir uns in einem Zwischenzustand. Unsere Seele ist dann bei Christus im Himmel. Danach beginnt der ewige Zustand mit der körperlichen Auferstehung der Toten. Somit spricht Offenbarung 20,4-6 von einem Zwischenzustand zwischen unserem jetzigen Leben und dem ewigen Zustand.
Wir erfahren in diesen Versen, wo wir sein werden, wenn wir gestorben sind und wie es dort sein wird. Diejenigen, die Gottes Volk angehören, werden im Leben nach dem Tod als Könige herrschen. Wir lesen von „Thronen" (Vers 4), was bedeutet, dass wir Könige sein werden. Und als Könige auf Thronen üben wir in Gemeinschaft mit Jesus Christus, dem Herrn über alles, Herrschaft über Himmel und Erde aus. In diesem Leben bringen wir Gott auch Opfer des Lobes und Preises dar, denn Vers 6 bezeichnet uns als „Priester Gottes und Christi". Diese erhabene Form der Priesterschaft, die die Heiligen ausüben dürfen, ist sogar noch größer als die Priesterschaft von Aaron und Jojada im Alten Testament. Es wird auch ein Leben des Richtens als Richter sein. In dieser zukünftigen Zeit werden wir, die von der Welt als unwürdig betrachtet werden, die Welt richten. Dieses reiche Leben als Könige, Priester und Richter ist ein Leben in Gemeinschaft mit und in der Gegenwart von Jesus Christus. Daher sagt Vers 6: „Glückselig und heilig ist, wer Anteil hat an der ersten Auferstehung!" Das ist der Zustand, von all jenen, die in Christus gestorben sind, darunter viele, die wir gekannt haben. Das ist der Ort, an dem sie heute sind und das ist das Leben, das wir nach unserem Tod mit Jesus Christus leben dürfen. Sofern Er nicht zuvor wiederkommt.
Offenbarung 20,5 sagt: „Dies ist die erste Auferstehung." Diese erste Auferstehung ist jedoch nicht die körperliche Auferstehung, denn Johannes sagt uns, dass er enthauptete Seelen sah. Auch handelt es sich nicht um die Wiedergeburt. Denn obwohl die Wiedergeburt in der Bibel auch als Auferstehung bezeichnet wird, sind die Seelen hier im Himmel und nicht auf der Erde. Die erste Auferstehung ist der Zwischenzustand derjenigen, die in Christus gestorben sind, es ist ihre Auferweckung zur himmlischen Herrlichkeit. Vers 4 beschreibt also den Zustand der toten Gerechten im Himmel und der erste Teil von Vers 5 schließt Ungläubige von diesem Segen aus: „Die übrigen der Toten aber wurden nicht wieder lebendig,..." (Im griechischen Grundtext kommt das Wort „wieder" nicht vor) „...bis die 1000 Jahre vollendet waren." Sie haben keinen Anteil an diesem Leben in der himmlischen Herrlichkeit. Dann kommt „Dies ist die erste Auferstehung.". Vers 6 fährt fort: „Glückselig und heilig ist, wer Anteil hat an der ersten Auferstehung!".
Wenn die erste Auferstehung also die Auferstehung der Seele des Gläubigen im Himmel zum Zeitpunkt des Todes ist, was ist dann die zweite Auferstehung? Die zweite Auferstehung ist die Auferstehung des Körpers des Gläubigen zum Zeitpunkt der Wiederkunft Christi. Die erste Auferstehung bezieht sich also auf die Seele des Gläubigen, die zweite Auferstehung bezieht sich auf seinen Körper. Die erste Auferstehung geschieht zum Zeitpunkt des Todes, die zweite Auferstehung geschieht zum Zeitpunkt der Wiederkunft Christi. Was wird dann bei der ersten Auferstehung auferweckt? Die Seele. Was wird bei der zweiten Auferstehung auferweckt? Der Körper. Wann passiert das jeweils? Die erste Auferstehung geschieht zum Zeitpunkt des Todes, die zweite Auferstehung geschieht bei der Wiederkunft Christi. Die erste Auferweckung beim Tod und die zweite Auferweckung bei der Wiederkunft Christi ergeben zusammen die perfekte Umwandlung in das Bild Christi: Zuerst die Seele, dann des Körpers des Gläubigen.
Nachdem wir nun die erste und - im Zusammenhang damit - die zweite Auferstehung im Bezug auf Gläubige betrachtet haben, wenden wir uns nun dem „zweiten Tod" (Offenbarung 20,6.14) und dem damit zusammenhängenden ersten Tod der Ungläubigen zu. Was lehrt Offenbarung 20 über diesen zweiten Tod? Vers 6 sagt uns, dass sich dieser zweite Tod nicht auf die Gläubigen bezieht: „Glückselig und heilig ist, wer Anteil hat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Macht". Gläubige erfahren diesen zweiten Tod also nicht. Vers 14 sagt über den zweiten Tod: „Und der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod." Der zweite Tod ist also die ewige Strafe in den Flammen des Feuersees. Während sich also die erste und zweite Auferstehung in Offenbarung 20 auf den Gläubigen bezieht, bezieht sich der erste und der zweite Tod auf den Ungläubigen. Und wenn der zweite Tod des Ungläubigen der Feuersee ist, der die Qual des Körpers und der Seele darstellt, ist der erste Tod der Zwischenzustand in der Hölle, wo die Seele Qualen erfährt.
Vergleichen wir nun das, was ich über die Gläubigen und die erste und zweite Auferstehung gesagt habe mit dem, was ich über die Ungläubigen und den ersten und zweiten Tod gesagt habe. Was passiert mit dem Gläubigen? Zum Zeitpunkt seines Todes erfährt er die erste Auferstehung: Er lebt in seiner Seele mit Christus im Himmel. Wenn Christus wiederkommt, erfährt er die zweite Auferstehung. Er lebt in Körper und Seele mit Christus im neuen Himmel und der neuen Erde. Diese Sicht der Auferstehung (zunächst die Seele beim Tod, dann Seele und Körper bei der Wiederkunft) stimmt mit dem Heidelberger Katechismus5 überein (Frage 57). Was aber passiert mit dem Ungläubigen? Was ist der erste Tod? Das ist, wenn er in seinem Körper stirbt und mit seiner Seele in den Zwischenzustand für die Ungerechten kommt. Wie der reiche Mann in Lukas 16 öffnet er seine Augen in der Hölle und ist in Qualen. Der zweite Tod findet statt, wenn Christus wiederkommt.Das ist die Zeit der allgemeinen Auferstehung der Toten und des Jüngsten Gerichts, wenn Körper und Seele des Ungläubigen in den Feuersee geworfen werden und er dort auf ewig Qualen erleidet.
Offenbarung 20,4-6 spricht davon, was mit der Gemeinde während der 1000 Jahre im Himmel und – im Zusammenhang damit – auf der Erde passiert. Auf der Erde werden die Christen in der Zeit zwischen dem ersten und zweiten Kommen des Herrn dazu verführt, dem Tier und seinem Bild Götzendienst zu leisten und das Zeichen des Tieres zu tragen (Vers 4). Die christliche Gemeinde wird ständig von der Welt und der falschen Gemeinde gelockt, Götzen zu dienen. Daher heißt es in 1. Johannes 5,21: „Kinder, hütet euch vor den Götzen!". Diese Verführung zum Götzendienst wird mit dem zunehmenden Abfall immer stärker werden, je näher die Wiederkunft unseres Herrn rückt (vgl. 2. Thessalonicher 2,3-4, 7, 9-12). Dies bedeutet zum zweiten, dass die wahren Gläubigen bedrängt und verfolgt werden, wenn sie sich weigern, Götzen zu dienen und das Tier anzubeten, in welcher Form es in der neutestamentlichen Zeit auch auftritt. Zum Zeitpunkt ihres Todes leben, herrschen und richten die Gläubigen in ihrer Seele mit Christus (= die erste Auferstehung). Dort warten die toten Heiligen auf die zweite Auferstehung, welches die Auferstehung des Körpers ist. Sie wird stattfinden, wenn Jesus Christus in Person auf den Wolken des Himmel wiederkommt.
Was können wir über die Ungläubigen zur Zeit des Neuen Testamentes / des Milleniums sagen? Sie leben in Sünde, hassen Gott und verführen und verfolgen die Gemeinde (Offenbarung 20,4). Jeder Ungläubige wird zum Zeitpunkt seines ersten (körperlichen) Todes in seiner Seele die Hölle geworfen. Bei seinem zweiten Tod wird er dann in den Feuersee geworfen, wo er an Körper und Seele Qualen erleidet.
Zum Ende des Milleniums bzw. der neutestamentlichen Zeit „wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden" (Vers 7). Vers 8 erklärt dies näher: „und er wird ausgehen, um die Heidenvölker zu verführen, die an den vier Enden der Erde leben, den Gog und den Magog, um sie zum Kampf zu versammeln, deren Zahl wie der Sand am Meer ist." Dieser Zeitraum wird in Vers 3 „kurze Zeit" genannt. Das ist mit „Satans kurzer Zeit" gemeint. Warum heißt es „kurze Zeit"? Weil es sich eben nur um einen kurzen Zeitraum handelt, insbesondere in Relation zu den 1.000 Jahren. Satan ist 1.000 Jahre lang gebunden. Dann wird ihm diese kurze Zeit gewährt, in der er seinen niederträchtigen Plan für eine gewisse Dauer verfolgt und damit Gottes Plan erfüllt. Was tut Satan in dieser kurzen Zeit? Er versammelt den Gog und den Magog zum Kampf.
Das erste und einzige Mal wird in der Schrift in Hesekiel 38 und 39 auf Gog und Magog Bezug genommen. Gog wird als oberster Fürst und Magog also Volk oder Land dargestellt. Der Gedanke ist hier, dass Gog und Magog für einen besonders bösartigen, entschlossenen und zahlreichen Feind stehen. Sie stehen für eine gewaltige Armee, die ausschwärmt und zerstört. Sie startet den Angriff auf Gottes Volk und wird dann plötzlich vom Allmächtigen vernichtet.
Offenbarung 20 greift nun die Bezugnahme auf Gog und Magog in Hesekiel 38 und 39 auf und stellt Gog und Magog als den letzten großen Feind dar, der Gottes Gemeinde angreift. Gog und Magog sind nicht Russland oder China. Sie sind auch keine andere, einzelne Nation. In Vers 8 werden drei Bezeichnungen für sie genannt: Erstens „Die Heidenvölker"6 („Satan wird ausgehen, um die Heidenvölker zu verführen"). Zweitens, und etwas präziser: Die Heidenvölker „ die an den vier Enden der Erde leben". Drittens werden sie „Gog und Magog" genannt, ein furchteinflößender Feind, der in Hesekiel 38-39 genannt wird. Wenn man all diese Einzelaspekte zusammennimmt, ergibt sich folgendes: Gog und Magog, der schreckliche Feind, der bereits im Alten Testament genannt wird, ist niemand anderes als die gottlosen Heidenvölker, die an den vier Enden der Erde leben.
Genauer gesagt sind Gog und Magog identisch mit der Welt der Ungläubigen, die der losgelassene Satan unter einem Banner vereint hat um die Heiligen zu vernichten (Offenbarung 20,9). Satan hat einen Anführer bestimmt, der „Mensch der Sünde" (2. Thessalonicher 2), „Antichrist" (1. Johannes 2,18) oder auch „Tier" (Offenbarung) genannt wird. Eine weitere Person ist der falsche Prophet. Er verführt die Heidenvölker mit seiner Lügenpropaganda, so dass sie sich in den Dienst des Tieres stellen. Durch den Antichristen und mit der Hilfe des falschen Propheten versammelt Satan Gog und Magog für die letzte Schlacht.
Offenbarung 20,9 spricht davon, dass Gog und Magog - die Heidenvölker - an den vier Enden der Erde, heraufzogen „auf die Fläche des Landes und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt." Wir müssen nun klären, für was „Heerlager" bzw. „geliebte Stadt" (Jerusalem) stehen. Bei diesem Heerlager und dieser geliebte Stadt handelt es sich nicht um das nationale Israel und das irdische Jerusalem. Dieses Heerlager der Heiligen, diese geliebte Stadt, ist die neutestamentliche Gemeinde Jesu Christi. Warum das? Das Neue Testament lehrt klar und deutlich an vielen Stellen, dass wir die wahren Juden sind. Wir, die nicht-jüdischen und jüdischen Gläubigen sind „die Beschneidung" (Philipper 3,3). „Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist; auch ist nicht das die Beschneidung, die äußerlich am Fleisch geschieht; sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und [seine] Beschneidung [geschieht] am Herzen, im Geist" (Römer 2,28-29). Was bedeutet das Wort „Jude"? Es bedeutet „Lob" (Römer 2,29). Wer sind die, die Gott loben? Zuerst der Messias und dann all jene, die in Ihm sind. Das sind die einzigen Menschen die wahrhaftig Gott loben. In Galater 4,26 steht „Das obere Jerusalem aber ist frei, und dieses ist die Mutter von uns allen." Das ist das Jerusalem, um das es hier geht: das „obere Jerusalem", im Gegensatz zu dem Jerusalem unten auf der Erde im Mittleren Osten. Auch in Hebräer 12,22 finden wir hierzu etwas. An die neutestamentlichen Gläubigen (im Gegensatz zu der ungläubigen, irdischen Nation der Juden) gerichtet, heißt es hier: „ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem".
Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei der „geliebten Stadt" in Offenbarung 20,9 um die Gemeinde handelt, lässt sich auch etwas über diese Schlacht aussagen: In der Vision bewegt sich eine gewaltige Armee von allen Enden der Erde auf die Stadt zu und umzingelt sie. Hier wird in Bildern beschrieben, wie sich die Gottlosen zusammenschließen um die wahre Gemeinde weltweit systematisch zu verfolgen. Diese Verfolgung nimmt verschiedene Formen an, wie es im Buch der Offenbarung beschrieben wird. So werden Gläubige nicht mehr kaufen oder verkaufen können (Offenbarung 13, 16-17). Das ist in der Vergangenheit immer wieder an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten vorgekommen. Und je näher das Ende bevorsteht, desto intensiver wird diese Form der Verfolgung werden. Dann gibt es noch das Zeichen des Tieres: Man muss sich öffentlich zu dem antichristlichen System und dem Antichristen selbst bekennen. Auch muss man das Tier und sein Bild anbeten, anderenfalls droht der Tod (Offenbarung 20,4). Mit Ausnahme der wahren Gläubigen wird die ganze Welt das Tier wegen seinen falschen Wundern, seiner Macht und seiner Popularität bewundern (Offenbarung 13,1-18). Dann, wenn die Gemeinde Jesu am Verzweifeln ist, fällt Feuer von Gott aus dem Himmel herab und verzehrt sie (Offenbarung 20,9)
Das ist die Wiederkunft Jesu Christi zum Gericht. Diese Schilderung ähnelt stark derjenigen in 2. Thessalonicher 2,8, wo der Antichrist durch die Erscheinung Christi bei Seiner Wiederkunft beseitigt wird. Der Herr wird den Mensch der Sünde durch den Hauch seines Mundes verzehren und durch die Erscheinung seiner Wiederkunft beseitigen. In Offenbarung 19,19 wird von der gleichen Schlacht gesprochen: „Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um Krieg (wörtlich: „den Krieg" oder „die Schlacht") zu führen mit dem, der auf dem Pferd sitzt, und mit seinem Heer"7 Offenbarung 16,14 spricht von derselben Schlacht: „Es sind nämlich dämonische Geister, die Zeichen tun und ausgehen zu den Königen der Erde und des ganzen Erdkreises, um sie zum Kampf zu versammeln an jenem großen Tag Gottes, des Allmächtigen." Die Schlacht wird in Vers 16 als „Harmageddon" bezeichnet: „Und er versammelte sie an den Ort, der auf hebräisch Harmageddon heißt". Dann werden alle Gottlosen vernichtet und das Tier, der falsche Prophet und Satan werden gefangen genommen und in den Feuersee geworfen (Offenbarung 19,20 und 20,10).
Wie sieht also die Welt aus, in die der Herr wiederkommt? Er kommt nicht in eine bekehrte oder christianisierte Welt. Um es mit den Bildern aus Offenbarung 20 auszudrücken: Er kommt zurück zu einem gläubigen Überrest, denn die Heidenvölker von den vier Enden der Erde haben sich versammelt um eine Stadt zu belagern. Dies stellt klar, dass die Gläubigen eine Minderheit unter der ansonsten gottlosen Menschen auf dieser Erde sind und eben nicht die Mehrheit der Weltbevölkerung ausmachen. Christus kommt zurück um eine gottlose Welt zu bestrafen, deren Herrscher der Antichrist ist. Er kommt um Sein geliebtes Volk zu erlösen.
Wäre meine Hoffnung, dass alle Nationen der Erde eines Tages christianisiert sind, würde all das bisher Gesagte diese Hoffnung zunichte machen. Doch meine Hoffnung ist eine „glückselige Hoffnung", nämlich die „Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Retters Jesus Christus" (Titus 2,13), wenn alle Erwählten errettet sind. Dann wird all die Niederträchtigkeit Satans, der Menschen und der gefallenen Engel gerichtet werden, jedes Unrecht wird in Recht verwandelt werden, die Erwählten werden versammelt, zur Vollkommenheit gebracht und gerechtfertigt werden. Wir werden mit neuen, wunderbaren Auferstehungskörpern für die Glückseligkeit des neuen Himmels und der neuen Erde ausgerüstet werden, dort, wo für immer Gottes Gerechtigkeit herrscht. Sorgen, Tränen, Schmerz und Tod wird es nicht mehr geben, Gottes Name wird in der ganzen Welt angerufen werden, Christi Name wird stets in unseren Gedanken sein und wir werden Sein Gesicht sehen! „Glückselig und heilig ist, wer Anteil hat an der ersten Auferstehung!" ...und an der zweiten Auferstehung!
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