Rev. Ron Hanko
Die Schrift befiehlt in Verbindung mit dem Abendmahl eine sorgfältige Selbstüberprüfung (1Kor 11:28-29): „Der Mensch prüfe aber sich selbst, und so soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken; denn wer unwürdig isst und trinkt, der isst und trinkt sich selbst ein Gericht, weil er den Leib des Herrn nicht unterscheidet.“ Weil dies nicht nur unsere Pflicht ist, wenn das Abendmahl ausgeteilt wird, sondern grundsätzlich gilt (Klgl 3:40; 2Kor 13:5), sollten wir wissen, um was es bei der Selbstprüfung geht.
Lassen Sie uns zunächst bemerken, dass wir über Selbst-prüfung sprechen. Wir werden nicht dazu aufgerufen das Leben anderer zu prüfen, sondern unser eigenes. Das Untersuchen anderer führt zur Selbstgerechtigkeit. Das Untersuchen seines Selbst dagegen führt zu wahrer Buße und wahrem Glauben an Gott. Indem wir andere prüfen wollen wir in der Regel eine Selbstprüfung vermeiden.
Zweitens, Selbstuntersuchung ist Untersuchung von uns selbst, nicht durch uns selbst. Wenn wir uns selbst richten, werden wir nicht gerichtet werden (1Kor 11:31). Gott selbst und sein Wort müssen die Prüfer sein (1Chr 28:9; Ps 26:2; Ps 44:21). Unser Gebet muss das von Psalm 139:23-24 sein: „Erforsche mich, o Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich es meine; und sieh, ob ich auf bösem Weg bin, und leite mich auf dem ewigen Weg!“ Selbstuntersuchung ist Unterwerfung unter Gottes Prüfung von uns.
Drittens besteht der Zweck der Selbstprüfung nicht darin, zu sehen, ob wir errettet sind oder Glauben haben. Das wäre unmöglich. Diejenigen, die keinen Glauben haben, können keine Selbstprüfung durchführen, und diejenigen, die ihn haben, dürfen nicht zweifeln oder Zweifel an sich selbst hervorrufen, indem sie ihre Erlösung in Frage stellen. Zweifel ist Sünde. Vielmehr besteht der Zweck der Selbstuntersuchung darin, zu bestimmen, ob wir im Glauben sind (2Kor 13:5), d.h. in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit leben und im Glauben vor Gott wandeln.
Vor diesem Hintergrund beinhaltet die Selbstuntersuchung den prüfenden Blick auf drei Dinge: Unsere eigene Sündhaftigkeit, Gottes Werk der Gnade in uns und für uns, und unsere Berufung in Gehorsam und heiliger Dankbarkeit ihm gegenüber zu leben. Wir schauen auf unsere eigene Sündhaftigkeit, um wieder die Tiefe unserer eigenen Verderbtheit zu erkennen und sicherzustellen, dass unsere eigenen Herzen uns nicht betrogen haben – dass wir unsere Sünden nicht verbergen (Spr 28:13) – um so unsere Sünden mehr zu hassen und ihnen zu entsagen und zum Kreuz fliehen. Wir untersuchen das Werk der Gnade in uns, so dass wir um so mehr davon überzeugt sind, dass wir allein durch die Gnade leben, uns bewegen und unser geistiges Wesen haben, dass wir für all das, was Gott für uns getan hat, dankbar sind, dass wir um so mehr von der Gnade allein abhängig sind. Wir prüfen unsere Berufung, damit wir von ihr überzeugt werden können, wir bemühen uns umso ernsthafter sie zu erfüllen und schreiten so auf Gottes Wegen fort. Wir sind also dazu aufgerufen, das ganze christliche Leben, unser Verhalten und unsere Erfahrung im Lichte des göttlichen Wortes zu prüfen.
Wo unser Leben und unsere Erfahrung nicht mit dem Muster übereinstimmt, das für uns im Wort Gottes festgelegt wurde, müssen wir umkehren, zu Christus fliehen und um Gnade bitten. Dann wird Selbstprüfung zur Selbstreformation und äußert fruchtbar für die Herrlichkeit Gottes und für unser Wachstum in Gnade und Wissen.
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