Covenant Protestant Reformed Church
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Das Sprachenreden

Rev. Angus Stewart

 

Nachdem wir die drei Wellen der Pfingst- und Charismatischen Bewegung, deren Wegbereiter, sowie die Taufe mit dem Heiligen Geist betrachtet haben, kommen wir nun zur Sprachenrede. Gleich am Anfang sollte eines klargestellt werden: Sprachenreden war in der Bibel niemals Kauderwelsch (ich bezeichne das sinnfreie Gebrabbel der Pfingstler, Charismatiker und Neocharismatiker bewusst abwertend). Bei der Sprachenrede in der Apostelgeschichte und im 1. Korintherbrief handelt es sich um den Gebrauch einer ganz normalen, menschlichen Sprache.

 

Apostelgeschichte

Diese Auffassung können wir mithilfe von Apostelgeschichte 2 beweisen, in dem wir uns – erstens - die verwendeten Wörter ansehen: Vers 4 sagt aus, dass diejenigen im Obersaal anfingen, „zu predigen mit anderen Zungen“. Im griechischen Grundtext steht für „Zungen“ das Wort glossa, das zum einen für das Organ in unserem Mund steht, mit dem wir sprechen und zum anderen die Sprache bezeichnet, die mit diesem Organ gesprochen wird. In Vers 6 lesen wir, dass „ein jeglicher“ hörte, „daß sie mit seiner Sprache redeten“. „Sprache“ steht hier für das griechische dialektos, vom dem im Deutschen das Wort „Dialekt“ abstammt. „Zunge“ und „Sprache“ werden gleichermaßen für die „Zungen“ (glossa) verwendet, die im Obersaal gesprochen wurden, und die die Menschen in ihren eigenen Landessprachen (dialektos) verstanden (Vers 4 und 6). Vers 8 stellt die Frage: „Wie hören wir denn ein jeglicher seine Sprache [dialektos], darin wir geboren sind?“ In Vers 11 steht: „…wir hören sie mit unsern Zungen [glossa] die großen Taten Gottes reden.“ Ganz offensichtlich werden „Zungen“ (glossa) und „Sprachen“ (dialektos) in Apostelgeschichte 2, Verse 4, 6, und 8 austauschbar verwendet.

Zweitens wissen wir, dass hier von tatsächlich existierenden, menschlichen Sprachen wie Französisch oder Javanisch die Rede ist. Denn so steht es im Bibeltext:

Sie entsetzten sich aber alle, verwunderten sich und sprachen untereinander: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn ein jeglicher seine Sprache [dialektos], darin wir geboren sind? Parther und Meder und Elamiter, und die wir wohnen in Mesopotamien und in Judäa und Kappadozien, Pontus und Asien,… (Apostelgeschichte 2,7-9)

Drittens sagt uns Vers 11, dass die Menschen in ihren eigenen „Zungen“ (glossa) oder Sprachen „die großen Taten Gottes“ hörten. Das aber kennen wir aus der Pfingst- und Charismatischen Bewegung nicht. Wir hören nichts von den großen Taten Gottes, wenn sie Kauderwelsch reden, wir hören nichts von den großen Taten Gottes, wenn sie in vielen ihrer Gemeinden nur ganz nebenbei predigen und wir hören nichts von den großen Taten Gottes in ihren üblicherweise oberflächlichen, arminianischen Predigten, in denen keinerlei Auslegung biblischer Texte stattfindet. Ihre falschen Lehren und Praktiken bezüglich des Heiligen Geistes (einschließlich ihrer Sicht des „Zungenredens“) betrüben den Geist. Doch nur er allein befähigt Pastoren, das Wort Gottes treu zu predigen, auszulegen und anzuwenden (Neh 8,7-8).

Nachdem wir nun dargelegt haben, dass es sich bei den „Zungen“ in Apostelgeschichte 2 um reale Sprachen handelt, verstehen wir auch, was es mit dem Reden in Zungen in Apostelgeschichte 10, 19 und - angedeutet - in Apostelgeschichte 8 auf sich hat. Hierbei handelt es sich – wie in Apostelgeschichte 2 – um menschliche (Fremd)sprachen. Genau darum geht es nämlich in der Apostelgeschichte. In Apostelgeschichte 2 wird in Fremdsprachen gesprochen, um anzuzeigen, dass der auferstandene Christus jetzt seinen Heiligen Geist auf seine Gemeinde ausgegossen hat, die aus Menschen aller Nationen besteht. Später sprechen die Samariter (Apg 8), die Heiden (Apg 10) und die Jünger Johannes des Täufers, die allesamt noch nicht die neutestamentlichen Segnungen (Apg 19) erhalten hatten, in Fremdsprachen/Zungen. Dies sollte als Zeichen dienen, dass alle Gläubige, seien es Juden oder Heiden, zur neutestamentlichen Gemeinde Jesu Christi gehören. Es gibt also keine Grundlage dafür, anzunehmen, dass mit dem Reden in „Zungen“ in der Apostelgeschichte sinnloses Gebrabbel gemeint ist. Ebenso wenig ist belegbar, dass das Reden von Kauderwelsch ein Beweis für die Taufe mit dem Heiligen Geist ist.

 

1. Korinther 14

Die „Zungen“ in 1. Korinther 14 sind ebenfalls reale, menschliche Sprachen und keine unsinnigen Laute. In 1. Korinther 14,21 wird Jesaja 28,11-12 zitiert: „Ich will mit andern Zungen und mit andern Lippen reden zu diesem Volk, und sie werden mich auch also nicht hören, spricht der HERR.” Der Punkt ist hier, dass das Volk Israel so böse und verdorben war, dass die Propheten, die zu ihm auf Hebräisch sprachen, verachtet und ihre Botschaft verworfen wurde. Anders formuliert sagte Gott also: „Wenn ich euch mein Wort durch meine Boten auf Hebräisch mitteile, hört ihr mir nicht zu. Also werde ich euch anders zum Zuhören bringen: Ich werde die Assyrer zu Euch schicken, und wenn ihr dann in ein anderes Land weggeschafft werdet, umgeben von feindlichen Soldaten, die eine Sprache sprechen, die ihr nicht versteht – dann werdet ihr begreifen, dass ich euch für eure Sünden bestraft haben wie es meine Propheten vorhergesagt haben.“ 1. Korinther 14,22 sagt aus, dass dies ein „Zeichen“ ist, ein Zeichen des Gerichts über Israel. Jetzt, im Neuen Testament, ist das Sprachenreden Gottes Gericht über das ungläubige Judentum und ein Zeichen dafür, dass die Gemeinde Jesu Christi weltweit besteht. Und damit macht 1. Korinther 14,21-22 klar, dass es sich bei den „Zungen“, von denen in diesem Kapitel die Rede ist, um normale, menschliche Sprachen handelt.

1. Korinther 14,7 bezieht sich auf eine Art Sprache, die mithilfe eines Musikinstrumentes gespielt wird. Wir nennen so etwas Melodie – im Unterschied zu dem wilden Geklimper kleiner Kinder auf einem Klavier. Vers 8 spricht von einer Posaune, die ein klares Signal geben muss, wenn sie als Aufruf zur Schlacht dienen soll. Vers 9 stellt einen Vergleich auf: Bei Musikinstrumenten wie Harfe oder Posaune verhält es sich ähnlich wie bei der menschlichen Stimme – solange man keine verständliche, menschliche Sprache benutzt, kann man auch „in den Wind reden“.

Das gleiche wird in 1. Korinther 14,10-11 gelehrt: Es gibt viele Arten von Stimmen in der Welt, und keine davon ist ohne Bedeutung (Vers 10). Wenn jemand zu einem Griechen käme und würde eine ausländische Sprache sprechen, die dem Griechen unbekannt wäre, so würde der ihn für einen Barbaren halten, d. h. für jemanden, der „Bar, bar, bar“ sagt. Hierauf geht das Wort „Barbar“ nämlich zurück (Vers 11). Der Grieche würde zwar Laute hören, nicht aber verstehen, was der andere sagt. Aber wenigstens würde ein Grieche des Altertums verstehen, dass der Barbar eine ihm zwar unbekannte, aber doch real existierende Sprache benutzt – im Unterschied zu den absonderlichen Lauten, die die heutigen Pfingstler und Charismatiker von sich geben!

Die Pfingst- und Charismatische Lehre verweist auf das Wort „Geheimnisse“ in 1. Korinther 14,2, die von den Personen „geredet“ werden, die in Zungen sprechen. Allerdings bedeutet „Geheimnis“ in der Schrift niemals sinnloses Kauderwelsch. Das Wort „Geheimnis“ bezieht sich in der Schrift auf die großen Wahrheiten, in deren Mitte das Kreuz Jesu Christi steht, die zuvor in Gott verborgen waren und die jetzt vom Heiligen Geist durch seine Propheten der weltweiten Gemeinde aus Juden und Heiden enthüllt wurden (vgl. z. B. Mt 13,11; Röm 11,25; 16,25-26; 1Kor 2,7-10; Eph 1,9-10; 3,3-9; Kol 1,26-27; 1Tim 3,16).

 

Unsinn

Was in pfingst- und charismatischen Kreisen als „in Zungen reden“ bezeichnet wird, ist eine der größten Täuschungen und Torheiten in der 2.000jährigen Geschichte des Abfalls der Christenheit – und das will schon etwas heißen! Für die Pfingst- und Charismatische Bewegung ist ihr Kauderwelsch die höchste Ausdrucksform der Frömmigkeit. Es wird als die besondere Gebetssprache betrachtet, deren Worte selbst der Teufel nicht aufhalten kann, wenn sie zu Gott aufsteigen. Sie wird als wunderbare, göttliche Gabe erachtet, die man sich wünschen und nach der man ernstlich streben soll. Die pfingstlich-charismatische Gebetssprache, die sich in etwa so anhört, wie das, was Erwachsene zu Säuglingen sagen, ist nichts anderes als das Werk von Narren. Gott hat in seiner weisen Gerechtigkeit diese ganze abgefallene Bewegung zu einem einzigen Narrentreiben verfallen lassen.

Wir erziehen unsere Kinder dazu, eine Sprache vernünftig zu gebrauchen, doch Pfingstler, Charismatiker und Neocharismatiker halten Erwachsene dazu an, wie kleine Kinder zu brabbeln. Ihr Zungenreden ist keine göttliche Gabe, es ist gelerntes oder nachgeahmtes Verhalten. In der Pfingst- und Charismatischen Bewegung werden die Menschen in etwa wie folgt gelehrt: „Denke nicht mit deinem stolzen Verstand darüber nach. Lass deiner Zunge freien Lauf, lass sie sich frei in deinem Mund bewegen und lass einfach die Geräusche heraus, die sich bilden. Ist das nicht eine wundervolle Gabe? Gott ist so gut!“ Das, was nach pfingstlich-charismatischem Verständnis Zungenreden ist, findet sich auch bei Nicht-Christen auf der ganzen Welt. Es gibt Mormonen, die „in Zungen reden“, tibetische Mönche, Katholiken, die tanzenden Derwische des Islam – es gibt sogar ungläubige Eskimos, die „in Zungen“ wirres Zeug reden.

„Zungenreden“ kann nicht zu geistlichem Wachstum führen, denn Erbauung setzt – wie 1. Korinther 14 wiederholt betont – Verständnis voraus (Verse 2-6, 12-19 und 26-18). Christus betete: „Heilige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.“ (Johannes 17,17), und doch umgehen die, die „in Zungen sprechen“ den bewussten Verstand. Die folgenden, machtvollen Worte stehen im letzten kanonischen Vers, den der Apostel Petrus geschrieben hat: „Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unsers HERRN und Heilandes Jesu Christi.“ (2Pet 3,18). Das „und“ in diesem Vers ist grammatisch gesehen ein sogenanntes Hendiadyoin und bedeutet in diesem Zusammenhang „durch“. Man könnte also auch sagen: „Wachset aber in der Gnade durch die Erkenntnis unsers HERRN und Heilandes Jesu Christi.“ Wenn Satan es also schafft, dass Personen, die sich selbst als Christen bezeichnen, zusammenkommen und wie Idioten plappern, dann hat er sein Ziel erreicht.

Der Heilige Geist sagt in 1. Korinther 14,23: „Wenn nun die ganze Gemeinde zusammenkäme an einen Ort und redeten alle mit Zungen [also in Fremdsprachen, wie wir oben dargelegt haben], es kämen aber hinein Laien oder Ungläubige, würden sie nicht sagen, ihr wäret unsinnig?“ Wie viel schlimmer ist es dann, wenn Personen, die sich selbst als Christen bezeichnen, wie Säuglinge brabbeln statt reale Fremdsprachen zu sprechen? Die pfingstlich-charismatische Zungenrede ist somit ein katastrophales Zeugnis für Nicht-Christen, die denken müssen, dass Nachfolger Jesu Christi offenkundig verrückt sind!

Andererseits ist die Fähigkeit, mehr als eine Sprache zu sprechen, im Dienst der weltweiten Gemeinde Jesu von großem Wert. Heute wird man allerdings nicht mehr wie in Apostelgeschichte 2 durch übernatürliches Wirken befähigt, eine Fremdsprache zu beherrschen. Wie bei jeder anderen intellektuellen Unternehmung auch kann dies nur durch Anstrengung und Lernen gelingen. Wie Salomon schon sagte: „Es sind alle Dinge so voll Mühe, daß es niemand ausreden kann.“ (Pred 1,8). Indem sie mehr als eine Sprache beherrschen, können entsprechende Personen reformierte Bekenntnisse, Bücher und Broschüren in andere Sprachen übersetzen. Diese Übersetzungen können dann gedruckt oder im Internet veröffentlicht werden – mir selbst ist dies ein Herzensanliegen (vgl. Languages). Eine solche Arbeit ist für das Reich Gottes von unvergleichlich höherem Wert als das wirre Gestammel aller Pfingstler der Charismatiker der Welt von 100 Jahren zusammengenommen.

Fremdsprachen sind auch in der Mission unentbehrlich. Auf der Welt gibt es etwa 6.700 verschiedene Sprachen. Das Evangelium kann Menschen, die fremde Sprachen sprechen nur dann erreichen und retten, wenn Missionare ihre Sprache lernen und ihnen Gottes Wahrheit in ihrer Sprache nahebringen. Jesus Christus wird nicht wiederkommen bis nicht Menschen aus allen Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen errettet wurden. Das ist die Bedeutung von Sprachen für uns heute: Die Gläubigen müssen für die Verbreitung des Evangeliums Jesu Christi in jeder Sprache der Welt beten und arbeiten.

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